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Gruß zum Sonntag Judika am 17. März 2024
von Pastorin Parra

 

Liebe Gemeinde,

im Konfirmandenunterricht habe ich mich kürzlich mit meinen Konfirmanden auf eine Reise gemacht. Dafür haben sie aufgeschrieben, was sie gerne mitnehmen würden, wenn sie sich einmal am Ende dieses Lebens auf ihre letzte Reise machen. Das haben sie dann jeweils in einen Koffer gepackt und durch die dunkle Große Kirche in die erleuchtete, warme Kleine Kirche getragen. Da haben wir ausgepackt – im Schein der Osterkerze, dem Symbol für den auferstandenen Christus und überhaupt für die Auferstehung. Ganz verschiedene Dinge kamen zum Vorschein: Etliche Handys, natürlich mit Ladekabel, Verpflegung, sogar ein Koch und ein Butler, Geld, Taschenlampe, Autos… Lauter praktisches Equipment. Wir haben überlegt: Wird man so etwas dort brauchen? Gibt es da überhaupt Steckdosen? Vielleicht ist alles ganz anders dort?

Am Beispiel der Kleidung haben wir herausbekommen, dass es gar nicht so sehr um das Materielle geht, sondern mehr darum, dass Ihr noch Ihr selbst seid mit dem, was Euch ausmacht. Ihr wollt Eure Leidenschaften und Erinnerungen mitnehmen, Sonne und Schnee, die Menschen und Tiere, die Ihr liebt, Musik und Freude.

Werden wir weiter wir selbst sein in einem Leben nach dem Tode? So richtig vorstellen konnten wir uns nicht, dass dann alles wie hier ist. Und vielleicht wollen wir das auch gar nicht. Ja, wir wollen wir selbst sein. Auch die schweren Erinnerungen wollen wir behalten, weil sie zu uns gehören. Aber es gibt auch die Sehnsucht danach, dass etwas Neues dazukommt, etwas ganz anderes, Größeres.

Paulus schreibt in seinem 1. Brief an die Gemeinde in Korinth: „Du sähst nur ein nacktes Samenkorn…Aber Gott gibt ihm die Gestalt, die er vorhergesehen hat. Und zwar jeder Samenart ihre eigene.“ (1. Kor 15, 37b-38)

Es wächst etwas Neues. Vorher muss das Samenkorn sterben. Wenn es nicht stirbt, bringt es keine Frucht. Aber wenn es stirbt, keimt, wächst und blüht es, bringt Frucht auf seine je eigene Weise, die schon in ihm angelegt war:

Jürgen Henkys dichtete in einem Passionslied: „Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt - Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.“ (EG 98,1)

Es wird ganz anders sein dann. Das kann uns Angst machen, weil Ungewissheit bedrohlich wirken kann. Aber es kann auch Hoffnung machen, gerade in einer Welt, in der Krieg, Gewalt und Machtkampf an der Tagesordnung sind und es immer darum geht, wer an erster Stelle steht. So ist es dann nicht. Das macht Jesus in unserem Evangelium (Mk 10, 45-45) seinen Freunden Jakobus und Johannes unmissverständlich klar. Sie wollen im Reich Gottes ganz oben an der Tafel sitzen, direkt neben Jesus. Aber so funktioniert das nicht! Dort entscheidet Gott – nach ganz anderen Maßstäben als wir Menschen.

Etwas davon können wir hier schon erahnen, wenn wir uns anstecken lassen von der Liebe Gottes, wenn wir ihr in diesem Leben Raum geben. Jesus erklärt seinen Freunden: „Ihr wisst: Diejenigen, die als Herrscher der Völker gelten, unterdrücken die Menschen, über die sie herrschen. Und ihre Machthaber missbrauchen ihre Macht. Aber bei euch ist das nicht so: Sondern wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen. Und wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein.“

Jesus hat das vorgelebt. Er war für seine Freunde da, hat ihnen sogar die Füße gewaschen wie ein Diener. Er hat sich sogar als Verbrecher hinrichten lassen, hat sein Leben dahingegeben.

Und damit hat er einen neuen Anfang für uns Menschen gesetzt. Nicht erst nach dem Tod beginnt das andere. Auch schon jetzt können wir den neuen Weg einschlagen und die Liebe unter uns wachsen lassen: Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün!

Heute taufen wir zwei KonfirmandInnen: Malea und Jesko. Wir taufen mit Wasser. Mit Wasser, das alte Strukturen und Ängste wegspült und Neues möglich macht. Wir taufen sie hinein in Jesu Tod und seine Auferstehung, dass sie neu beginnen können. Für diesen neuen Beginn haben sie sich schöne Bibelworte ausgesucht: Sie wollen Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 5,29), wollen sich nicht hineinziehen lassen in Machtspiele und Zwänge. Uns sie wollen alles, was sie tun, in Liebe geschehen lassen (1. Kor 16,14).

Die Taufe kann wie der Anfang eines neuen Lebens sein. Jesus wurde ganz untergetaucht im Jordan bei seiner Taufe. Die beiden bekommen nur symbolisch ein bisschen Wasser auf den Kopf. Aber dabei gilt genauso: Etwas Neues beginnt und kann wachsen.

Auch zum Wachsen braucht es Wasser. Das Wasser der Taufe lässt den grünen Halm der Liebe hervorsprießen: Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün!

Immer, wenn Altes zu Ende geht und Neues beginnt, kann einem das Angst machen: Die Kindheit der KonfirmandInnen endet und sie gehen hinüber ins Erwachsenenalter, in eine Welt, die im Umbruch ist. Sie entscheiden sich, in der Taufe und in deren Bekräftigung, der Konfirmation, diesen Weg mit Gott zu gehen. Sie entscheiden sich, einen anderen Maßstab als den des Machtkampfes und der Gewalt an ihr Leben anzulegen: Den der Liebe.

Und indem sie das tun, stellen sie ihre Zeit in Gottes Hand. Ihre Zeit hier auf der Erde, aber auch das, was danach kommt und von dem wir noch nichts wissen. Wir legen heute all das, was die KonfirmandInnen ausmacht, was sie in ihren Koffern mitgenommen haben auf den Altar, bringen es im Vertrauen vor Gott, damit er es liebevoll ansieht und daraus das Neue wachsen lässt, dass wir jetzt kaum erahnen können.

Wenn wir heute zu Taufzeugen werden, können wir uns dabei auch an unsere eigene Taufe zurückerinnern und mit einstimmen, wenn wir gemeinsam singen:

„Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.“

 

Eure und Ihre Pastorin Ute Parra

 

 

P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit! 


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