Ev.-luth. Kirchengemeinde Preetz

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Grußwort-Archiv

Gruß zum Sonntag Judika am 17. März 2024              
Gruß zum Sonntag Lätare am 10. März 2024           
Gruß zum Sonntag Okuli am 03. März 2024              
Gruß zum Sonntag Reminiszere am 25. Februar 2024    
Gruß zum Sonntag Invokavit am 18. Februar 2024              
Gruß zum Sonntag Estomini am 11. Februar 2024       
Gruß zum Sonntag Sexagesimae am 04. Februar 2024
Gruß zum letzten Sonntag nach Epiphanias am 28. Januar 2024                
Gruß zum 3. Sonntag nach Epiphanias am 21. Januar 2024          
Gruß zum 2. Sonntag nach Epiphanias am 14. Januar 2024     
Gruß zum 1. Sonntag nach Epiphanias am 07. Januar 2024      
Gruß zum Altjahrsabend am 31. Dezember 2023     
Gruß zum 4. Advent/Heiligabend am 24.Dezember 2023     
Gruß zum 3. Advent am 17.Dezember 2023    
Gruß zum 2. Advent am 10. Dezember 2023          
   
Gruß zum 1. Advent am 03.Dezember 2023   


Gruß zum Sonntag Judika am 17. März 2024
von Pastorin Parra

Liebe Gemeinde,

im Konfirmandenunterricht habe ich mich kürzlich mit meinen Konfirmanden auf eine Reise gemacht. Dafür haben sie aufgeschrieben, was sie gerne mitnehmen würden, wenn sie sich einmal am Ende dieses Lebens auf ihre letzte Reise machen. Das haben sie dann jeweils in einen Koffer gepackt und durch die dunkle Große Kirche in die erleuchtete, warme Kleine Kirche getragen. Da haben wir ausgepackt – im Schein der Osterkerze, dem Symbol für den auferstandenen Christus und überhaupt für die Auferstehung. Ganz verschiedene Dinge kamen zum Vorschein: Etliche Handys, natürlich mit Ladekabel, Verpflegung, sogar ein Koch und ein Butler, Geld, Taschenlampe, Autos… Lauter praktisches Equipment. Wir haben überlegt: Wird man so etwas dort brauchen? Gibt es da überhaupt Steckdosen? Vielleicht ist alles ganz anders dort?

Am Beispiel der Kleidung haben wir herausbekommen, dass es gar nicht so sehr um das Materielle geht, sondern mehr darum, dass Ihr noch Ihr selbst seid mit dem, was Euch ausmacht. Ihr wollt Eure Leidenschaften und Erinnerungen mitnehmen, Sonne und Schnee, die Menschen und Tiere, die Ihr liebt, Musik und Freude.

Werden wir weiter wir selbst sein in einem Leben nach dem Tode? So richtig vorstellen konnten wir uns nicht, dass dann alles wie hier ist. Und vielleicht wollen wir das auch gar nicht. Ja, wir wollen wir selbst sein. Auch die schweren Erinnerungen wollen wir behalten, weil sie zu uns gehören. Aber es gibt auch die Sehnsucht danach, dass etwas Neues dazukommt, etwas ganz anderes, Größeres.

Paulus schreibt in seinem 1. Brief an die Gemeinde in Korinth: „Du sähst nur ein nacktes Samenkorn…Aber Gott gibt ihm die Gestalt, die er vorhergesehen hat. Und zwar jeder Samenart ihre eigene.“ (1. Kor 15, 37b-38)

Es wächst etwas Neues. Vorher muss das Samenkorn sterben. Wenn es nicht stirbt, bringt es keine Frucht. Aber wenn es stirbt, keimt, wächst und blüht es, bringt Frucht auf seine je eigene Weise, die schon in ihm angelegt war:

Jürgen Henkys dichtete in einem Passionslied: „Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt - Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.“ (EG 98,1)

Es wird ganz anders sein dann. Das kann uns Angst machen, weil Ungewissheit bedrohlich wirken kann. Aber es kann auch Hoffnung machen, gerade in einer Welt, in der Krieg, Gewalt und Machtkampf an der Tagesordnung sind und es immer darum geht, wer an erster Stelle steht. So ist es dann nicht. Das macht Jesus in unserem Evangelium (Mk 10, 45-45) seinen Freunden Jakobus und Johannes unmissverständlich klar. Sie wollen im Reich Gottes ganz oben an der Tafel sitzen, direkt neben Jesus. Aber so funktioniert das nicht! Dort entscheidet Gott – nach ganz anderen Maßstäben als wir Menschen.

Etwas davon können wir hier schon erahnen, wenn wir uns anstecken lassen von der Liebe Gottes, wenn wir ihr in diesem Leben Raum geben. Jesus erklärt seinen Freunden: „Ihr wisst: Diejenigen, die als Herrscher der Völker gelten, unterdrücken die Menschen, über die sie herrschen. Und ihre Machthaber missbrauchen ihre Macht. Aber bei euch ist das nicht so: Sondern wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen. Und wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein.“

Jesus hat das vorgelebt. Er war für seine Freunde da, hat ihnen sogar die Füße gewaschen wie ein Diener. Er hat sich sogar als Verbrecher hinrichten lassen, hat sein Leben dahingegeben.

Und damit hat er einen neuen Anfang für uns Menschen gesetzt. Nicht erst nach dem Tod beginnt das andere. Auch schon jetzt können wir den neuen Weg einschlagen und die Liebe unter uns wachsen lassen: Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün!

Heute taufen wir zwei KonfirmandInnen: Malea und Jesko. Wir taufen mit Wasser. Mit Wasser, das alte Strukturen und Ängste wegspült und Neues möglich macht. Wir taufen sie hinein in Jesu Tod und seine Auferstehung, dass sie neu beginnen können. Für diesen neuen Beginn haben sie sich schöne Bibelworte ausgesucht: Sie wollen Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 5,29), wollen sich nicht hineinziehen lassen in Machtspiele und Zwänge. Uns sie wollen alles, was sie tun, in Liebe geschehen lassen (1. Kor 16,14).

Die Taufe kann wie der Anfang eines neuen Lebens sein. Jesus wurde ganz untergetaucht im Jordan bei seiner Taufe. Die beiden bekommen nur symbolisch ein bisschen Wasser auf den Kopf. Aber dabei gilt genauso: Etwas Neues beginnt und kann wachsen.

Auch zum Wachsen braucht es Wasser. Das Wasser der Taufe lässt den grünen Halm der Liebe hervorsprießen: Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün!

Immer, wenn Altes zu Ende geht und Neues beginnt, kann einem das Angst machen: Die Kindheit der KonfirmandInnen endet und sie gehen hinüber ins Erwachsenenalter, in eine Welt, die im Umbruch ist. Sie entscheiden sich, in der Taufe und in deren Bekräftigung, der Konfirmation, diesen Weg mit Gott zu gehen. Sie entscheiden sich, einen anderen Maßstab als den des Machtkampfes und der Gewalt an ihr Leben anzulegen: Den der Liebe.

Und indem sie das tun, stellen sie ihre Zeit in Gottes Hand. Ihre Zeit hier auf der Erde, aber auch das, was danach kommt und von dem wir noch nichts wissen. Wir legen heute all das, was die KonfirmandInnen ausmacht, was sie in ihren Koffern mitgenommen haben auf den Altar, bringen es im Vertrauen vor Gott, damit er es liebevoll ansieht und daraus das Neue wachsen lässt, dass wir jetzt kaum erahnen können.

Wenn wir heute zu Taufzeugen werden, können wir uns dabei auch an unsere eigene Taufe zurückerinnern und mit einstimmen, wenn wir gemeinsam singen:

„Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.“

 

Eure und Ihre Pastorin Ute Parra

P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit! 

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Gruß zum Sonntag Lätare am 10. März 2024
von Propst Faehling

Liebe Gemeinde,

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn, Jesus Christus.

Amen.

Text

Lk 22, 54-62

Sie ergriffen ihn aber und führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von ferne. Da zündeten sie ein Feuer an mitten im Hof und setzten sich zusammen; und Petrus setzte sich mitten unter sie. Da sah ihn eine Magd im Licht sitzen und sah ihn genau an und sprach: Dieser war auch mit ihm. Er aber leugnete und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht. Und nach einer kleinen Weile sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch einer von denen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin’s nicht. Und nach einer Weile, etwa nach einer Stunde, bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrhaftig, dieser war auch mit ihm; denn er ist auch ein Galiläer. Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Und alsbald, während er noch redete, krähte der Hahn. Und der Herr wandte sich und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.

Der weinende Petrus berührt mich sehr.

Petrus war ja überhaupt so ein Gemütsmensch, auch ein bisschen ein Chaot. Jesus ist immer wieder ungeduldig, ärgerlich, aber auch berührt mit Petrus umgegangen. Sogar als Satan hat er ihn mal beschimpft und ihn fortjagen wollen.

Und dann aber auch wieder ist Petrus der Fels – Petrus heißt übersetzt Fels – auf den Jesus seine Kirche bauen will.

Was ist vor dem Weinen geschehen?

Der Hahn hat gekräht. Er hat den Morgen angekündigt, den Tag der Kreuzigung.

Fast ist es, als würde Petrus aufwachen und erkennen, die Sache mit Jesus ist verloren.

Und wo das schon schwer auszuhalten ist, wird es noch viel schwerer, weil Petrus sich selbst Mitschuld gibt.

Er hat Jesus zwar verteidigen wollen und einem Soldaten ein Ohr abgeschlagen. Aber Jesus hat ihn dafür kritisiert. Und dann ist Petrus weggelaufen, wie alle anderen auch.

Und dann hat er sich ans Feuer getraut, hat es gewagt, zum Palast des Herodes zu kommen, in dem Jesus verhört und gefoltert wurde.

Aber als er dann erkannt wird, sich bekennen könnte, vielleicht sogar das Schicksal Jesu teilen müsste, wenn er auch verhaftet würde, da lügt er.

Drei Mal tut er das. Hier sind drei Mal gar nicht aller guter Dinge, sondern die Lüge wird verstärkt, verdoppelt, verdreifacht.

Ich denke mir, Petrus hat sich ausweglos gefühlt.

Und das Schlimme ist: Jesus hat das kommen sehen und dem Petrus schon angekündigt, als der vollmundig behauptete, er würde das Kreuz Jesu genauso tragen wollen.

Petrus in der Klemme.

Ich will ihn an dieser Stelle seines Lebens nicht dafür kritisieren.

Man könnte ihn ja treulos nennen, einen Verräter fast wie Judas, einen Freund, auf den man sich nicht verlassen kann.

Ja, das könnte man.

Man könnte aber auch feststellen: Schon wieder, dass Jesus mit einem echten Menschen eng zu tun hat. Petrus, der Verleugner, Judas, der Verräter, die beiden Söhne des Zebedäus, die unbedingt einen Sonderplatz neben Jesus wollten.

Hat Jesus kein Glück mit seinen Jüngern?

Ich glaube eher, Jesus macht sehr deutlich und erträgt es am eigenen Leib, dass das Leben hier auf der Erde letztlich immer wieder durch Krisen hindurch verläuft.

Die besten Grundsätze der Menschen halten niemals ein Leben lang. Menschen sind keine Helden, nicht unfehlbar.

Stattdessen sind sie naiv und überschwänglich und manchmal auch treulos und böse.

Und Jesus?

Wieder einmal macht er keinen Umweg, weicht nicht aus, idealisiert nicht. Wieder einmal macht er deutlich: Höhen und Tiefen, auch die schweren Wechselfälle des Lebens sind Bestandteil des Lebens – es gibt das Leben nicht ohne Krise.

Und der Glaube ist unter diesen Bedingungen eine Beziehungsgeschichte; und Treulosigkeit kommt leider auch vor.

Und Jesus kehrt das auch nicht unter den Teppich, lässt 5 nicht gerade sein.

Sondern er blickt den Verräter nach dem dritten Mal an, schaut ihm sozusagen ins Herz. Und jetzt kommts – und was er in diesem Herzen findet, blickt er liebevoll an – will auch, dass einer wie Petrus den Weg zum Leben findet, zurechtkommt mit seinen Fehlern.

Als wollte er Petrus an der Schwelle zum Kreuz noch eine Idee geben davon, dass auch der bitterlich weinende einen Platz hat im Plan, den Jesus vom Leben hat.

Glaube wird so zu einer Beziehungsgeschichte, in der Schuld, Trauer, Leid, Verrat allesamt einen Ausgang zum Leben haben.

Und diesen Ausgang finden wir nicht aus eigener Kraft, sondern bekommen ihn geschenkt durch diese Lebensidee, die über das Kreuz, über den Verrat, über den Tod hinausreicht.

Ich stelle mir dabei all das, was Gott für mich bedeutet, wie einen Raum vor, der viel größer ist, als das, was ich vom Leben weiß. Ich könnte diesen Raum nie betreten. Ich würde an Wänden, an Vorbedingungen, an meinen eigenen Fehlern und Defiziten scheitern und an denen anderer Menschen, von denen ich mich bedroht, verraten, missverstanden und verlassen fühle.

Doch dann gibt es diesen Jesus, der diesen Ideenraum, diesen Erlebnisraum, diesen Gedankenraum, diesen begrenzten Raum menschlichen Denkens durchbricht, öffnet, weitet für lauter Möglichkeiten, die ich alleine nicht gestalten könnte.

Beten, Zukunftshoffnung, Glaube an eine Zeit nach meiner Zeit, seelische Heilung, eine Welt liebevoller Möglichkeiten, Versöhnung, Erlösung, all das und noch mehr sind Begriffe, die ich mit diesem Raum verbinde.

Man muss das nicht glauben. Man ist auch kein besserer Mensch, wenn man das glaubt, sondern es ist eine Idee, die Seele leicht zu machen, sie weit kommen zu lassen, sich getragen zu fühlen mitten im Verrat, sich lebendig zu fühlen mitten in der Bedrohung, eine Zukunft zu ahnen, direkt dort, wo alle anderen nur ein Ende sehen.

Dieser Raum ist ein Geschenk Gottes. Wer mit Moral und Wille, mit Verstand und Anstrengung dahinkommen will, wird an solchen inneren Grenzen wie Petrus scheitern; da ist auf einmal die Angst größer als die Liebe und es geschieht Verrat.

So ist diese Geschichte wie alles, was uns von Gott her entgegenkommt, eine Einladung. Wir sind eingeladen, mit unserem Scheitern und mit unserem bitterlichen Weinen uns an einen Gott zu wenden, der weiter denkt und sieht und handelt.

Damit wir leben.

Mitten in der Welt, wie sie ist.

Das ist Gottes Angebot.

 

Amen


 

P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!

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Gruß zum Sonntag Okuli am 03. März 2024
von Pastorin Karopka

Predigt 1. Petrus 1, 18-21

                                   

Denn ihr wisst ja, was es Gott gekostet hat, euch aus der Sklaverei der Sünde zu befreien, aus einem sinnlosen Leben, wie es schon eure Vorfahren geführt haben. Er hat euch losgekauft, aber nicht mit vergänglichem Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut eines unschuldigen und fehlerlosen Lammes, das für uns geopfert wurde – dem Blut von Christus. Schon bevor Gott die Welt erschuf, hat er Christus zu diesem Opfer bestimmt. Aber erst jetzt, in dieser letzten Zeit, ist Christus euretwegen in die Welt gekommen. Durch ihn habt ihr zum Glauben an Gott gefunden. Gott hat Jesus Christus von den Toten auferweckt und ihm seine göttliche Herrlichkeit gegeben. Deshalb setzt ihr jetzt euer Vertrauen und eure ganze Hoffnung auf Gott.

 

Ich schlendere gerne über Märkte. Die Verkäuferinnen haben ordentlich dicke Jacken an, ihnen ist es bestimmt an so manchem Tag kalt, aber trotzdem sind sie vor der größten Kälte und Nässe in ihren Wagen geschützt. Das war früher anders – ich erinnere mich, als ich selbst Kind war, da saßen viele auf dem Markt nur an einfachen Tischen – verkauften ihre Blumen, ihr Gemüse, oder auch ihre Ledertaschen und gewebten Schals. Und noch ein paar Jahrzehnte zurück, da wurden die Waren lautstark angepriesen.

Alle Sachen hatten einen bestimmten Wert. Die Händler schwammen abends sicher nicht im Geld, wie es ein Sprichwort so schön sagt. Aber wenn sie Glück hatten, war das Geschäft gut gelaufen – sie hatten einiges an Geld eingenommen und konnten sich dafür nun wieder andere Sachen kaufen – Schuhe, Seifen, Schafwolle. In der Bibel wird uns auch so manche Geschichte von derartigem Handel erzählt. Da wird gehandelt um eine Höhle für ein Begräbnis, mal soll ein Weinberg verkauft werden oder Tiere.  

Bis heute ist es das Prinzip unserer Wirtschaft. Inzwischen läuft vieles sehr viel komplizierter, aber das Grundprinzip ist noch immer der Tausch: In ganz wenigen Fällen ist es noch ein direkter Tausch wie z.B. Du hilfst mir beim Hacken des Holzes und bekommst abends dafür Holz für deinen Kamin. Du hilfst mir beim Pflücken von Himbeeren und bekommst dafür 3 Gläser Marmelade, wenn sie fertig sind. Meistens geht der Tausch über Geld – wir bezahlen Brötchen, Hosen oder auch den Musikschulunterricht. Sachen und auch zu erbringende Leistungen können wir be-werten. Aber wenn wir das übertragen wollen auf Menschen, dann merken wir, hier kommen wir auf falsche Pfade. Menschen sollen und dürfen wir nicht mit einem materiellen Wert beziffern, Menschen haben keinen materiellen Preis, den wir bezahlen – damit sie dann uns gehören wie ein Gegenstand, dass wir über sie bestimmen, wie es uns gerade gefällt. In der Geschichte hat es das durchaus gegeben – dass auch Menschen gekauft wurden für Geld. Sie waren dann Sklaven desjenigen, der sie gekauft hatte.

Aber diese Zeiten, dass Menschen wie Dinge gehandelt werden, dass sie mit einem Wert bemessen wurden, sind zumindest in unserem Land dankenswerter Weise vorbei. Manchmal setzen wir noch eine andere Messlatte an und fragen: Ist das der Mensch wert? Au ch das ist eine falsche Frage, denn alle haben eine Würde – von Anfang an. Nicht umsonst heißt es in unserem Grundgesetz gleich im 1. Artikel: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Nun ist das Grundgesetz gerade erst einmal bald 75 Jahre alt, gesetzlich geregelt ist alles also alles erst seit 1949. 

Bei Gott aber haben wir diese Würde schon lange – von Anfang an – und sind bei ihm somit in ganz besonderer Weise wertvoll, so wertvoll, dass er seinen Sohn Jesus in diese Welt geschickt hat, um uns aus der Sklaverei der Sünde zu befreien, aus einem sinnlosen Leben, wie es schon eure Vorfahren geführt haben. So heißt es ganz theologisch in unserem heutigen PT.

Ja, damals war auch auf dem religiösen Markt eine Menge los. Folgt unserem Gott der Fruchtbarkeit. Nein, unser Gott ist viel besser, wendete dann ein anderer an – in diese Welt der vielen Stimmen setzt Gott seinen Sohn – Jesus, der zeigen sollte, dass jeder von uns einzigartig und etwas ganz Besonderes ist.

Diesen Auftrag hat Jesus erfüllt. Er hat viele ermutigt, vielen einen neuen Weg aufgezeigt, aber auch ermahnt, auf einem gottgewollten Weg zu bleiben. Durch ihn habt ihr zum Glauben an Gott gefunden, so erinnert sich der Schreiber unserer heutigen biblischen Zeilen.

Das hat nicht allen gefallen – es gab Neid und Missgunst der Herrschenden, die ihre Macht eingeschränkt sahen, die sahen – dieser Jesus, der sogar die ganz einfachen Menschen be-achtet,  kann für uns gefährlich werden. So kam es zur Anklage von Jesus und zu seinem Tod. Schon bevor Gott die Welt erschuf, hat er Christus zu diesem Opfer bestimmt. So haben wir es in unserem Bibeltext gehört – also Gott wusste es, dass der Weg für Jesus, der so fehlerlos war wie ein Lamm, so sein musste – ABER: Er hat sein so kostbares Blut für uns gegeben, dass wir spüren – Gott liebt uns so sehr, dass ihm keine Gabe zu groß ist. Bei ihm sind wir anerkannt, wir müssen uns nicht erst seine Liebe verdienen oder etwas ganz Großes dafür leisten. Jeder und jede – egal wie alt, wie klug, wie erfahren,  wie groß, ist ein Kind Gottes. Gott möchte uns von dem Denken befreien, dass wir erst gut genug sind, wenn wir viel verdienen oder nur Einsen und Zweien in der Schule haben. In diesem Sinne hat er uns befreit aus einem ganz engen Denken, das auch manchmal bei uns wie die Logik des Marktes ist: Wenn du drei Medaillen gewinnst, bekommst du 50 Euro. Wenn du aber mit 4 Medaillen nach Hause kommst, dann gibt es noch 20 Euro dazu. Nein, auch ohne Medaillen sind wir von Gott geliebt.  

Natürlich müssen wir alle in gewisser Weise auch haushalten mit unserem Geld, mit unserer Zeit, mit unseren Kräften. Aber egal wieviel wir davon haben, egal wieviel andere Menschen um uns herum davon haben – bei Gott sind wir alle in besonderer Weise wert-voll. Einzige Voraussetzung: Einen von Gott gewollten Weg gehen. So zu helfen, wie wir es gerade können. Ihn als Gott anzunehmen, wie es unserer Art entspricht.  

Und dann öffnet sich eine Weite, die auch schon in unserem biblischen Text anklingt:  

Gott hat Jesus Christus von den Toten auferweckt und ihm seine göttliche Herrlichkeit gegeben. Da leuchtet schon etwas von Ostern auf.    

Heute aber sind wir noch mitten in der Passionszeit, haben auf unseren Text etwas genauer hingeschaut und gehört: Die Wirtschaft lebt vom Tausch – und so lange es fair ist, kann das auch akzeptiert werden. In unserem christlichen Miteinander aber, in unserem Denken und Handeln geht es nicht um Bares für Rares, sondern Gottes Liebe ist unbezahlbar, weil er sie schon gegeben hat und immer wieder neu gibt – uns allen, die wir alle viel wertvoller sind als der größte Haufen Silber oder Gold. Amen.

 

 

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Gruß zum Sonntag Reminiszere am 25. Februar 2024
von Pastorin Parra

Liebe Gemeinde,
„Erinnere dich, Gott, an deine Barmherzigkeit und deine Güte!“ (Ps 25,6) so steht es im Wochenpsalm für den heutigen Sonntag Reminiszere. Muss Gott denn daran erinnert werden? Er, der Allmächtige und Allwissende, kann doch eigentlich gar nichts vergessen, oder?
Manchmal kommt es uns trotzdem vielleicht so vor, als hätte Gott etwas oder jemanden vergessen, sonst könnte er doch nicht all dem Leid in dieser Welt einfach zusehen - wenn er barmherzig und gut wäre und nichts und niemanden vergessen hätte - oder?
Jetzt, wo der Krieg in der Ukraine schon mehr als zwei Jahre andauert und auch der in Israel und Gaza schon monatelang wütet - jetzt, wo Europa seiner Willkommenskultur müde wird und ein Rechtsruck durch die politische Landschaft geht - jetzt, wo Klimaschutz angesichts der schwachen Konjunktur zum Luxusproblem zu werden droht und die überfluteten Wege und Wiesen um den Kirchsee Bilder davon im Kopf erzeugen, was die Klimakatastrophe bringen wird… gerade jetzt liegt der Verdacht nahe.
Besonders auch deshalb, weil wir selbst gegen das alles so wenig tun können. Aber: Müssten wir nicht? Wer, wenn nicht wir Christen sollte sich für das Gute einsetzen? Doch wir bleiben halbherzig und verzagt, wissen selbst nicht, wie es weitergehen soll. „Die Erde klagt uns an bei Tag und Nacht“, so heißt es in dem Lied „Holz auf Jesu Schulter“. Und wir: Wir werden immer weniger. Viele von uns sind ratlos, wie es mit der Kirche weitergehen soll. Viele fühlen sich erschöpft: Die schrecklichen Bilder in den Nachrichten, mein Ohnmachtsgefühl… Manchmal kommt man sich angesichts der Schreckensbilder fast vor wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange…
Apropos Schlangen: Sie spielen im heutigen Predigttext eine wichtige Rolle. In der Bibel in Gerechter Sprache beginnt er so:

Als sie von Hor, dem Berg, in Richtung Schilfmeer aufgebrochen waren, um das Land Edom zu umgehen, wurde das Volk kurzatmig auf dem Weg und sprach sich deshalb gegen Gott und gegen Mose aus: „Warum hast du uns hinaufgeführt aus Ägypten, nur damit wir in der Wüste sterben? Denn es gibt kein Brot und kein Wasser! Unsere Kehlen ekeln sich vor dem Würgebrot!“ (Num 21,4-5)

Über dreißig Jahre zieht das Volk Israel schon durch die Wüste auf ihrem Weg ins gelobte Land, aber noch immer ist ungewiss, wann sie es erreichen werden. Sie sind müde. „Kurzatmig“ so übersetzt die Bibel in gerechter Sprache das Wort „Tiqzar-Näfesch“. Ihnen geht die Puste aus auf ihrem jahrzehntelangen Weg und das Brot vom Himmel, das Gott ihnen schenkt, wird für ihre Kehlen zum ekligen „Würgebrot“.
Näfesch kann „Kehle“ heißen, aber auch „Seele“. Dann wäre es so, dass die Seele des Volkes zu schrumpfen scheint, aufgezehrt wird von den Anstrengungen und der Perspektivlosigkeit, dem Ekel und der Eintönigkeit. Sie verlieren den Mut und ihr Ohnmachtsgefühl macht sich Luft in Vorwürfen – Nicht nur gegen Mose, sondern auch gegen Gott. Das hat schwerwiegende Folgen:

Da schickte ’GOTT’ dem Volk Seraf-Schlagen, die das Volk bissen, und viele Menschen aus Israel starben. Nun kam das Volk zu Mose und sie sagten: „Wir haben uns vergangen, weil wir uns gegen ’GOTT’ und gegen dich ausgesprochen haben. Bete zu ’GOTT’, damit die Schlange von uns weiche!“ (Num 21,6-7)

In höchster Bedrängnis wendet sich das Volk -  über Mose - an Gott. Dieser Hilferuf kommt mir ein bisschen vor wie der Ruf im Lied „Holz auf Jesu Schulter“: „Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn!“ In der Not erkennt das Volk: Ohne Gott ist es so gut wie tot. Die einzige Hoffnung ist, sich ihm anzuvertrauen.

So betete Mose für das Volk, und ’GOTT’ sagte zu Mose: „Fertige dir einen Seraf und setze ihn auf eine hohe Stange: Wer gebissen wird und ihn ansieht, wird leben.“ So fertigte Mose eine Schlange aus Kupfer an und setzte sie auf eine hohe Stange. Und es geschah: Wenn eine Schlange jemanden biss, fixierte er oder sie die Kupferschlange und blieb am Leben. (Num 21,8-9)   

Gott müsste es doch ein Leichtes gewesen zu sein, die Schlangen einfach wegzuschicken. Aber das macht er nicht. Er verbietet ihnen auch nicht, zu beißen. Eigentlich ist alles so schrecklich wie zuvor - mit einem Unterschied: Da ist diese Kupferschlange. Sie ist selbst kein Gott, kein Zauberstab. Sie steht für die gute Nachricht: Der Himmel sagt: „Alles ist vollbracht!“ Ihr seid bewahrt. Die Welt ist bewahrt.
Aber die Kraft der ehernen Schlange entfaltet sich nur, wenn die Menschen sie ansehen. „Fixieren“, so formuliert die Bibel in gerechter Sprache. Ganz fest müssen sie hinsehen. Erst dann verlieren die tödlichen Schlangen ihre Schrecken. Erst dann sind sie gerettet.
Mir ist das immer ein bisschen grausam vorgekommen: Wem es gelingt, den Blick von der Bedrohung zu lösen und nicht mehr wie das Kaninchen vor der todbringenden Schlange dazustehen, der wird gerettet. Was ist mit den anderen? Was ist das für eine Rettung, wenn ich sie nur für mich selbst ergreife und andere im Leid zurücklasse?
Das fühlt sich für mich so ähnlich an, wie wenn ich bei den Sicherheitsbelehrungen im Flugzeug höre: „Setzen Sie sich bei Druckabfall zunächst selbst die Sauerstoffmaske auf und helfen Sie dann erst den anderen.“ Das mag einem auch egoistisch vorkommen, aber an diesem Beispiel wird verständlich: Wenn ich selbst zu Grunde gehe, kann ich niemanden mehr retten. Je kurzatmiger ich werde, desto weniger Kraft habe ich. Und so ist das auch mit der Seele: Zusammengeschrumpft, erschöpft und ängstlich ist sie kraftlos. Wenn man ihr aber die Hoffnung auf Rettung vor Augen stellt, dann wird sie stark und frei.
Die Israeliten damals haben auf die Bronzeschlange geblickt. Ein schöner Anblick war das wohl auch nicht: Wieder eine Schlange - Symbol des Todes. Aber: diese Schlange wurde ihnen zum Symbol des überwundenen Todes. Wir blicken in unserer Kirche auf das Kreuz. Wir sehen: totes Holz und einen sterbenden Menschen. Aber aus dem toten Holz wachsen Knospen. Wie die leblos scheinenden Bäume im Frühjahr austreiben, so scheinen die Knospen am Rand des Kreuzes kurz davor zu sein, aufzubrechen.
Das Kreuz als Baum des Lebens ist ein uraltes Hoffnungsbild. Wenn wir darauf schauen, sagt es uns: So hat Gott die Welt geliebt, dass er selbst mittendrin ist in all ihrem Leid, in all ihren Schrecken. Dass er das alles aushält, selbst daran zu Grunde geht und am Ende den Tod von innen heraus besiegt.
Mit dem Kreuz will Gott uns aus den Toten rufen, will unserer Seele neuen Atem einhauchen, dass sie wächst und einen langen Atem hat auf dem Weg durch die Wüste. Dass da genug Hoffnung zum Teilen ist - und Weite.
Die Probleme der Welt verschwinden nicht. Wir lösen sie auch nicht auf einmal, aber wir vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit und darauf, dass er bei uns ist in alldem. Indem wir ihn an seine Barmherzigkeit erinnern, erinnern wir auch uns selbst daran, dass wir auf ihn vertrauen können. Und Gott ruft uns aus den Toten.


Ihre Pastorin Ute Parra

 


 

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Gruß zum Sonntag Invokavit am 18. Februar 2024
von Pastor Lüdtke

Gott gebe uns ein Wort für unser Herz.

Und ein Herz für sein Wort.
Amen.

Liebe Gemeinde,
Jesus und der Teufel in der Wüste.
Eine theologische Debatte von zwei Schwergewichten, die sich auskennen.

„Wenn es schwer ist – nimm’s leicht!“, dachte ich mir.
Und wählte darum als Textfassung diejenige in Leichter Sprache.
Übrigens auch für den Kita-Alltag sehr geeignet!

Mir gefällt diese sogenannte „Leichte Sprache“, weil sie mich auf neue Aspekte des biblischen Textes aufmerksam machen kann.
Für Matthäus 4,1-11 ist das der Fall gewesen.
Drei Beispiele dazu:


Der erste Vers heißt: „Einmal ging Jesus in die Wüste.“
Doch bei Luther und anderen Übersetzungen ist es der Geist, der Jesus in die Wüste führt.
Und darum vermute ich, dass diese Wüsten-Führung Teil des göttlichen Plans ist.

Warum?
Um dem Teufel mal aufzuzeigen, wo dessen Grenzen sind. Gegen Gott kommt der Teufel nicht an – das wusste er allerdings schon.
Aber eben auch nicht gegen Gottes Sohn – nicht einmal dann, wenn dieser durch ein 40tägiges Fasten extrem geschwächt ist.

Denn dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zer-störe.

Tja, Teufelchen, wenn du jemanden hereinlegen willst, musst du dich wohl an die Menschen halten …
Bei denen kannst du dich auf die Schulter setzen und unentwegt Versuchun-gen flüstern – direkt gegenüber vom Engelchen.

Überhaupt, die Engel.

Denn als nächster Unterschied ist mir aufgefallen, dass diese bei der zweiten Versuchung fehlen. Jedenfalls in der Fassung der leichten Sprache.

Die Engel glänzen zwar generell – aber diesmal durch komplette Abwesenheit.

Kein Tragen auf den Händen, damit der Fuß Jesu und – in seiner Nachfolge – der aller Täuflinge nicht an einen Stein stößt.

Stattdessen geht es um die Gefahr, sich das Bein zu brechen. Das leuchtet mir bei solch einem Sturz auch viel eher ein. Und dazu Jesu Gebot: Die Menschen sollen keinen Unsinn machen.

Heide Simonis ist auf irgendeiner Kieler Woche da noch sehr viel deutlicher geworden.

Und zum Dritten. Da liegt der für mich größte Unterschied in der Ergänzung der Bibel in Leichter Sprache.
Es geht darum, dass Jesus den Teufel anbeten soll.
Dann könne er – Jesus – selber König sein. Und er – Jesus – könne – Ach-tung: jetzt kommts: – allen Menschen befehlen, dass sie das tun sollen, was in der Bibel steht.

Damit bekommt die letzte Versuchung Christi noch einmal eine neue Wendung, oder?
Alles tun, was in der Bibel steht.

Geht’s auch eine Nummer kleiner, Herr Luzifer?
Mir persönlich würde ein Verinnerlichen der Bergpredigt schon reichen.

Jesus bezieht sich in seiner dritten Abfuhr an den Versucher nur auf das Anbe-ten. Das gebührt Gott alleine.
Die Versuchung mit "Bibel-Geltung für alle“ überspringt Gottes Sohn ganz ele-gant durch Ignoranz.

Vielleicht auch darum, weil er weiß, dass sein göttlicher Vater uns Menschen nun mal den freien Willen gegeben hat.
Und letztendlich ja auch – für der Preis unserer Sterblichkeit – die Fähigkeit, das Böse vom Guten zu unterscheiden.

So weit, so leicht.
Und nun?

Ich nehme mir die drei Text-Unterschiede noch einmal vor.
I. Die Führung und der Weg.
II. Die Engel.
III. Die Bibel und das Anbeten.

Und beziehe sie auf meine Arbeit als Prozessbegleiter und später als theologi-scher Referent in der Kita-Arbeit, die in zehn Tagen endet.

Wer geht den Weg? Wer wird geführt? Und vom wem?
Von allen guten Geistern? Oder von selbigen verlassen?

Der Kirchspielprozess ist eine echte Zumutung.
Ich kenne keine Hauptamtlichen, keine Ehrenamtlichen, die um einen Struktur-prozess gebettelt haben, weil sie bis dato vor Kraft kaum laufen konnten und sich langweilten.

Eine echte Herausforderung.

Und ich nutze diese – vermutlich für mich letzte Möglichkeit – um zu betonen, dass ich dankbar für den Synodenbeschluss bin, die Entscheidungen für Dienstsitze, Aufgabenwahrnehmung und Rechtsform den KGRs der Kirchspie-le zu übertragen.
Und eben nicht von oben nach unten durchzuregieren.

Und vor Ort?
So viele Sitzungen, so viele Absprachen zwischen den Gemeinden.
Und gefühlt geht es oft nicht voran.

Ja, stimmt.
Aber es gibt eben auch diejenigen Kirchspiele, die schon länger in ihrer selbst-gewählten Rechtsform arbeiten.
Die einen neuen Gottesdienstplan ebenso mit Leben füllen wie den gemein-samen Gemeindebrief.
Die ihre Bezirke neu geordnet haben.
Die Lust daran haben, etwas Neues, etwas Gemeinsames, etwas Schönes für die Menschen zu planen und durchzuführen.

Auf dem Weg sind die einen genauso so wie die anderen.
Dankbar möchte ich im Rückblick jeden einzelnen Schritt anerkennen und wertschätzen.

Und wenn eine Sitzung ohne messbare Fortschritte die Beteiligten eben nicht auseinandergebracht hat, dann erkenne ich auch darin Gottes Geist.

Sprechen wir über etwas Konkretes. Ich komme zu meinem Punkt II. - die En-gel.
Engelsgeduld fällt mir ein.

Damit wird im Kita-Alltag vieles ertragen.
Die Forderung „Mehr Zeit für jedes Kind“ wird wohl jede Leitung unterschrei-ben; das weiß ich aus Gesprächen.

Und zugleich erlebt eben diese Kita-Leitung, dass sie ohne den Einsatz von Zeitarbeitskräften die Woche gar nicht planen kann.
Und dann noch Zeit für Fortbildungen des Teams? Längerfristig? „Mit Gott groß werden“ – wenn das Kita-Team durch einen nur mäßig interessierten KGR, mangelnde Ausstattung oder bauliche Mängel kleingehalten wird …
Engelsgeduld.

Ortswechsel.
Und die Engel gehen mit.
In den Kirchspielen habe ich Menschen kennengelernt, die „wie mit Engels-zungen reden“, damit sich niemand vor den Kopf gestoßen fühlt.

Oder, ein anderer Punkt: Oft ging das über das gemeinsame Essen, das Teil der Sitzungen war.

In einem Kirchspiel hat die Steuerungsgruppe innerhalb von vier Monaten je-weils zum Auftakt ihrer Treffen einen Gemeindegottesdienst der Nachbarge-meinde besucht.
Dann gab es eine Führung zu den wichtigen Gebäuden der Gastgeberin, Mit-tag für alle und schließlich eine gemeinsame Sitzung der KGR-Delegierten zum Kirchspielprozess.
Das war richtig gut!

In einem anderen Kirchspiel sorgt der geografisch in der Mitte liegende Gast-geber regelmäßig für belegte Brötchen bei den Sitzungen.
Und zwar ohne dann im Anschluss den anderen mitzuteilen, dass sie jeweils noch ein Drittel der Ausgaben überweisen müssten.
Bevor Sie jetzt denken, dass es mir nur um das Essen geht: diese Maßnah-men, um Leib und Seele zusammenzuhalten, kann man gar nicht hoch genug einzuschätzen.

Kompromissbereitschaft in Veränderungen ist ein weiterer Punkt.

Oder die Fähigkeit, nicht auf Positionen zu beharren, sondern sich über die je-weiligen Bedürfnisse auszutauschen.

Mit Engelszungen und Engelsgeduld.

Die Bibel und das Anbeten.
Und – davon abgeleitet – die Fragen: was ist mir wichtig? In meiner Arbeit? In meinem ehrenamtlichen Engagement? Warum bin ich als Pastorin auf einer Teampfarrstelle? Oder eben alleine?
Wie wichtig nehme ich mich?
Kann es sein, dass die Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde nicht so richtig in die Gänge kommt, weil ich ja eh‘ vor 2030 in Pension gehe?
Und darf es wirklich sein, dass ich die Komfortzone meiner gewohnten geisti-gen Laufwege nicht verlassen möchte – und dabei vergesse, dass ich mit dem KGR und den anderen Mitarbeitenden nach dem suchen soll, was Christum treibet und was der Gemeinde guttut?

Solche Situationen auszuhalten, sind für mich eine sehr große Versuchung gewesen.
Oh, wie gerne wäre ich der Prozess-König Andreas I. gewesen, der die nächs-ten Schritte zur Zusammenarbeit einfach mal anordnet.
Zack, Bumm.
Senkrecht von oben!

Ja, das stimmt.

Und genauso wahr ist es auch, dass dieser Strukturprozess eben auch etwas Inneres berührt bei denjenigen, die für solche Empfindungen sensibel sind.

Ein gottesdienstlicher Ort – Kirche, Kapelle, Gemeindehaus – wo zuvor jeden Sonntag Gottesdienst gewesen ist – und jetzt nur noch alle zwei Wochen.

Das ist mehr als eine Frage von Ressourcenoptimierung und Synergieeffekt und all diesen anderen Worten, mit denen sich so prima "Bullshit-Bingo" spie-len lässt.

Die erwähnten Veränderungen berühren Fragen wie: Was halte ich hoch? Was ist mein Credo? Meine Berufung?
Das ist jetzt eine ziemliche pastorale Sichtweise – ich kann ich eben auch nicht aus meiner Haut.

Darum diese Ergänzung: Wie mag dann denen zumute sein, die in einer Kir-chengemeinde nicht nur arbeiten, sondern beheimatet sind?
Die in einer Kapelle getraut wurden, in der jetzt keine Gottesdienste mehr statt-finden?

Dieses Fass ist viel zu groß, um es jetzt mal eben am Predigtende noch auf-zumachen.
Ich möchte nur dafür werben und darum bitten, dass sich die Menschen in die-sem Prozess auch weiterhin die Zeit dafür nehmen, sich über Befindlichkeiten und Gefühle und Trauer und zarte Hoffnungszeichen und Wünsche miteinan-der auszutauschen.

Und dass diejenigen in Leitungsverantwortung akzeptieren, dass sich nicht alle Verletzungen mit einem Verband bedecken lassen.

An manche Wunden muss auch Luft rankommen können.
Sie müssen gezeigt, gesehen, gewürdigt werden, um vielleicht irgendwann einmal heilen zu können.

Dann, liebe Gemeinde, kann der Segen, der auf dem menschlichen Miteinan-der liegt, spürbar werden.

Und vielleicht haben wir dann tatsächlich das Gefühl, dass die Engel uns be-dienen. Weil wir auf Gottes Spuren unterwegs sind.

Allen diesen Aufgaben habe ich mich gerne gestellt.

Inklusive meiner Zeit als Schönberger Pastor bin ich diesem Kirchenkreis 22 Jahre lang verbunden gewesen.

Meine Zeit hier endet.

Und auch auf dieser Kanzel.

Rührseligkeit entfällt.

Und ich denke mir: „Wenn es schwer ist – nimm’s leicht!“

Amen.

 

P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit! 

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Gruß zum Sonntag Estomini am 11. Februar 2024
von Pastorin Parra

 

Liebe Gemeinde,

„Gott lässt euch ausrichten: Ich hasse und verachte eure Feste und mag eure Versammlungen nicht riechen!“ (Am 5,21) – Ganz schön harte Worte sind das, die der Prophet Amos den Gottesdienstbesuchern damals, vor mehr als 2500 Jahren im Nordreich Israel, in der Haupt- und Kultstadt Samaria entgegengeschleudert hat. Amos ist kein Hofprophet, kein Gelehrter, sondern ein einfacher Mann vom Land, Hirte und Züchter von Maulbeerbaumfeigen. Er fährt wohl nicht im Trecker am Hofe von Samaria vor, sondern reitet allenfalls auf einem Esel. Und dennoch scheint er schon damals mit seinen Worten so ins Schwarze getroffen zu haben, dass man sie bis heute erinnert.

Was wenn hier heute in diesen Gottesdienst jemand mit so einem Satz hereinplatzte – auch noch ein Landwirt, so wie Amos, kein gelernter Theologe? Und: Hätte er denn Recht?

Wie ist es bestellt um unsere Gottesdienste? Gefallen sie Gott? Da gehen die Meinungen auseinander: Die einen meinen, langweilig seien sie, eine verstaubte Pflichtübung. Die Leute seien nicht mit dem Herzen dabei. Die anderen kommen in ihnen zu Ruhe und schöpfen neue Kraft.

Die einen meinen: politischer müssten sie sein, nicht so fromm und weltfremd; das sei doch verlogen. Die anderen schätzen es, aus dem Alltag in eine andere Welt einzutreten, ein heiliges Spiel.

Amos spricht ganz unverblümt aus, was Gott vom Kult an Hof und Tempel in Samaria hält:

„An euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und euer fettes Schlachtopfer sehe ich nicht an. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören!“ (Am 5,22-23)

Den Spiegel hält er der Elite des Nordreichs vor, der fast jedes Mittel zur eigenen Bereicherung recht zu sein scheint: Ausbeutung (4,1; 5,14), Rechtsbeugung (5,7) und Richterbestechung (5,10.12) – all das prangert Amos an und sagt auch klar, dass jedes der rauschenden Feste an Hof und Tempel nur durch  zu Unrecht erworbenes Gut möglich wurde – auf Kosten der einfachen Bevölkerung. Und das, obwohl sie behaupten den Gott zu feiern, der aus der Unterdrückung befreit.

Juden, Christen, Muslime, wir alle berufen uns auf den einen Gott, den „Ich bin da“, dem Unrecht und Unterdrückung ein Greul sind, der die Versklavten frei macht und den der Tanz ums Goldene Kalb anwidert.

Wie kann es sein, dass bis heute in seinem Namen so viel Unrecht geschieht? Religiöses Sendungsbewusstsein wird zum Vorwand für Gewalt. Eigene Machtinteressen werden als Gottes gerechter Wille verkauft. Die Nachrichten sind voll davon:

Nach den brutalen Angriffen auf Israel spielen sich auf einigen pro-palästinensischen Demos in Deutschland Jubelszenen ab, so eine Schlagzeile auf www.ZDF.de.

Die Unterschrift unter einem Bild aus der neuen Zürcher Zeitung vom 30.01. lautet: „Der israelische Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir singt und tanzt am Sonntag mit anderen Mitgliedern der Siedlerbewegung an einer Konferenz zur Wiederbesiedlung des Gazastreifens“

Oder aber: Es wird weggesehen – um des eigenen lieben Friedens willen, um die wohltönenden gottesdienstlichen Gesänge nicht zu stören:

„Die Ergebnisse der ForuM-Studie (zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland) legen ein jahrzehntelanges Versagen der evangelischen Kirche und der Diakonie auf allen Ebenen und in allen Landeskirchen offen. Betroffene Personen wurden nicht gehört, Taten nicht aufgearbeitet, Täter geschützt und Verantwortung nicht übernommen“, so die gemeinsame Erklärung der Landeskirchen und des Rates der EKD sowie des Bundesvorstandes der Diakonie Deutschland vom 06.02.2024.

Amus fordert: „Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ (Am 5,24).

Und es gibt bis heute Menschen, die wie er den Mund aufmachen und Missstände anprangern – aus ihrem Glauben an den Gott, in dessen Auftrag schon Amos sprach:

Der Rat Berliner Imame erklärte im Oktober 2023: „Mord, Hass und Gewalt dürfen niemals geduldet oder gar bejubelt werden. Unsere religiösen Überlieferungen und unser Islamverständnis verbieten ein solches Verhalten und rufen zu Frieden, Barmherzigkeit und Mitgefühl auf… Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und Angehörigen der Terrorakte und der Vergeltungsschläge“,

Die Synode der EKD beschloss am 5. Dezember 2023: „Die Synode … ruft die Landeskirchen und Gemeinden auf, allen Versuchen, Zivilgesellschaft zum Schweigen zu bringen und Demokratie zu zersetzen, klar und deutlich zu widersprechen, auch in den eigenen Reihen. Die Synode verurteilt in aller Schärfe die erschütternden antisemitischen Vorfälle und Übergriffe jedweder politischen Couleur, die im Herbst 2023 in Deutschland und weltweit zu beobachten sind“

Eine andere Welt, ein heiliges Spiel - Dürfen wir uns das Sonntag für Sonntag erlauben? Müssen wir nicht hinaus in diese Welt und unsere Stimme erheben? Der Theologe und Widerständler gegen das NS-Regime Dietrich Bonhoeffer hat den Satz geprägt: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen“[i]. Ich denke: Wer Psalmen singt wie unseren Wochenpsalm: „Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest!“ (Ps 31, 3b) und sich dabei wirklich durchströmen lässt von der Hoffnung auf Recht und Gerechtigkeit Gottes für alle Menschen, der oder die kann und wird auch die Stimme gegen die Ungerechtigkeit dieser Welt erheben.

Wenn Kinder spielen, dann ist das ganz zweckfrei und doch brauchen sie das Spiel, um das Leben zu verstehen und Eindrücke zu verarbeiten. Das Spiel ist nicht Flucht aus der Realität, sondern ein Heraustreten und das Eröffnen neuer Räume. Die Seele braucht diesen Spielraum. Was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? (Mk 8,36)

Wenn Gottesdienst den Raum öffnet hin auf das Unverfügbare und Hoffnungen Ausdruck in Bildern finden - ein Fels, eine Burg, ein Strom - dann kann der Gottesdienst wirklich eine Kraftquelle für die Herausforderungen unseres Lebens sein.

Gottesdienst kann den Blick fokussieren auf das, was uns wirklich wichtig ist. Unser heutiges Evangelium spricht vom Ernst der Nachfolge. Es spricht davon, sein Leben zu verlieren, um es zu gewinnen. Wenn das heilige Spiel des Gottesdienstes mit solchem Ernst betrieben wird und der Ernst verantwortungsvollen Handelns gespeist ist von der spielerischen Leichtigkeit des Gottvertrauens, dann stehen beide nicht im Gegensatz zueinander, sondern machen sich erst gegenseitig wahrhaftig und echt. Dann fließt uns zu, was wir uns nicht aus eigener Kraft nehmen können.

„Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“

Amen

 

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Gruß zum Sonntag Sexagesimae am 04. Februar 2024
von Pastorin Pfeifer

 

Liebe Gemeinde,

wenn ich mich rühmen soll, will ich mich meiner Schwachheit rühmen .Denn Gott sprach zu mir: Lass dir an meiner Gnade  genügen , denn meine Kraft ist in Schwachen mächtig. Diese  kurzen Sätze, liebe Gemeinde, haben es in sich. Darum möchte ich mich heute Morgen ganz darauf konzentrieren. Sie stammen aus dem 2. Brief des Apostel Paulus an die Korinther im 11. Kapitel.   

Wenn ich mich rühmen soll, will ich mich meiner Schwachheit rühmen. Schon damals und erst recht heute ein merkwürdiger Satz.

Wer mag schon gern schwach sein oder wer würde sich   seiner Schwäche rühmen. Wenn Krankheiten an einem rütteln und zehren, wenn die Zensuren in der Schule im Keller sind, wenn ich den Anforderungen im Beruf mehr schlecht als recht gewachsen bin. Schwächen haben und Schwäche zeigen ist da tatsächlich wenig gefragt und wird auch oft abgestraft.

Kein Wunder- denn jung und dynamisch, kraftvoll und leistungsstark sind ja die Leitbilder in einer immer stärker durchökonomisierten Welt. Fast jeder bleibt da unweigerlich irgendwann einmal auf der Strecke und erlebt, dass er oder sie durch welche Situationen auch immer plötzlich nicht mehr mitkommt und mitmachen kann.

Viele merken das erst, wenn der Stress im Beruf oder die Mehrfachbelastung mit Haushalt, Kindern und Beruf dabei sind, krank zu machen oder das dann tatsächlich zu einem Zusammenbruch führt. Wenn also gar nichts mehr geht und wir dann auch gar nichts mehr leisten oder machen können.  

Und es ist anderen und vor allem uns selbst gegenüber wahrscheinlich grob fahrlässig, wenn wir uns keine Auszeiten und Phasen der Erholung gönnen und nehmen. Der biblisch begründete freie Sonntag, das freie Wochenende soll jedenfalls genau dazu dienen.

Und trotzdem: Wer kann und wer mag schon gern schwach sein oder sich wie Paulus sogar seiner Schwäche rühmen.

Schwäche – für uns normale Menschen alles andere als ein Anlass zum Lob. Selbst unter den Senioren sind heutzutage   die jungen Alten gefragt, die dynamisch und schwungvoll ihr Leben meistern, auf Reisen gehen, helfen die Enkel zu versorgen oder sich  in Ehrenämtern zum Wohle  der Allgemeinheit einbringen. Und es ist wunderbar und trägt auch   zum Wohlbefinden bei, wenn man sich selber einbringen kann und für andere Menschen hilfreich und nützlich ist.

Und um wieviel ärmer wären wir in unseren Familien, Vereinen und Verbänden und auch in unserer Kirchengemeinde ohne das Engagement unserer rüstigen Rentner und Rentnerinnen!   

Allerdings – schon die Werbung im Vorabendprogramm weist darauf hin, dass körperliche Schmerzen und Gebrechen eben doch viele Menschen quälen und dass die Teilhabe an Aktivitäten für viele Menschen eben doch nicht so einfach machbar und möglich ist.

Und wir älteren wissen es längst, dass ein Leben ohne Schwäche und Krankheit, ohne Zeiten in denen ich mich schwach oder krank, ausgelaugt und unglücklich fühle, niemals zu haben ist.

Weil eine Krankheit oder auch eine Lebenskrise mir zusetzt und mir zu schaffen macht oder Sorgen mich kaum in den Schlaf finden lassen. Ein Leben ohne Schwäche, ohne Sorgen und Schattenseiten gibt es tatsächlich nicht.

 Sie kennen vielleicht das Sprichwort: Unter jedem Dach ein Ach. Jeder muss irgendwann lernen   mit Krankheit und Schwäche zurecht zu kommen und umzugehen. Und wahrscheinlich ist es sogar die besondere Aufgabe des hohen Alters sich mit dem Schwinden der Kräfte, mit der zunehmenden Gebrechlichkeit und der Angewiesenheit auf Hilfe abzufinden. Und dann auch Hilfe anzunehmen.

Joachim Fuchsberger hatte schon Recht, als er gesagt hat: Alter ist nicht für Feiglinge. Es braucht schon viel Mut und   innere Kraft damit umzugehen und zurecht zu kommen!

 Aber selbst Paulus hat schon in den besten Jahren echte Schwächen gehabt. Und hat unter anderen Menschen gelitten,   ist verfolgt, verletzt, gedemütigt und gefangen genommen worden. Und trotzdem hat er nicht locker gelassen und es geschafft, die frohe Botschaft von der Liebe Gottes weiterzusagen und weiterzutragen   die sich für ihn in Jesu Kreuzigung und in seiner Auferstehung    in besonderer Weise gezeigt hat. Und so gelang es ihm dann auch viele christliche Gemeinden zu gründen.

Dabei war Paulus kein besonders charismatischer Typ oder brillianter Redner. So, wie er es an andere Stelle auch schreibt:   Als ich zu euch kam, kam ich nicht um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen. Zudem kam ich in Schwäche und Furcht, zitternd und bebend.

Paulus war da wohl wirklich eine eher farblose und mickrige   Erscheinung. Ganz ähnlich denen, die Gott schon früher in den Dienst genommen hat.

Schon Mose ein kleiner Hirtenjunge und Stotterer , der sich genau wie die großen Propheten Jona, Jeremia oder Jesaja selbst  wenig zugetraut hat. Der davon überzeugt war, dass er nun ganz bestimmt nicht das Zeug dazu hat, andere Menschen für Gott und seine frohe Botschaft zu gewinnen.  

Es grenzt an ein Wunder , dass Gott gerade solche schwachen Menschen zu sich in den Dienst ruft und ihnen trotz und in ihrer Schwäche zutraut Gutes zu tun und Großes zu schaffen .Dass genau sie es sind , die Gott in den Dienst nimmt, um ihnen   das Wohl und das Weh   anderer Menschen anzuvertrauen. Darum spricht Gott auch zu Paulus und sagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig  

Es ist eine wunderbare Entdeckung, dass wir hier erfahren, dass Gott gerade in den Schwachen handelt, wirksam und mächtig ist.

Dass Gott solche schwachen, manchmal ziemlich kraftlosen und mutlosen Leute wie uns in den Dienst ruft und ihnen   bis heute zutraut, sich anderen Menschen und auch besonderen Aufgaben zuzuwenden.

Und das erleben wir auch bis heute. Und es bewegt mich immer wieder, mitzuerleben und auch zu sehen, was manche Menschen   tatsächlich schaffen.

Wieviel Liebe, Kraft und Durchhaltevermögen sie plötzlich entwickeln und ihnen innerlich zuwächst, wenn sie in besonderer Weise gefordert sind.

Männer und Frauen, die die Schrecken des Krieges, an der Front, bei der Ausbombung oder auf der Flucht erlebt , überlebt und überstanden haben. Und auch bis heute in der Ukraine, gar nicht weit weg von uns, überstehen. Weil ein wahnsinniger Menschenverächter und Narzist ihr Land überfallen und ihr Leben zerstört hat. Mutige Männer und Frauen , die versuchen, sich dagegen zu wehren und nun alles dafür tun sich selbst und ihre Lieben irgendwie über die Runden zu bringen.      

Mutige Helfer und Helferinnen, die im Gazastreifen versuchen die Not zu lindern trotz der ständig drohenden Bombardierungen. Menschen in Israel, die nicht müde werden auf die Straße zu gehen, um für ihre verschleppten und entführten Angehörigen zu kämpfen. Und es ist gut, dass bei uns viele Menschen gegen rechts, gegen jede    Menschenverachtung, gegen Rassismus und Antisemitismus auf die Straße gehen, um für Menschenrechte und Demokratie einzutreten. Auch das macht angesichts der vielen tagtäglichen

Aufgaben Mühe und kostet Kraft, ist aber wichtig, um unsere Demokratie zu verteidigen.

Aber auch im privaten Bereich sind viele Menschen bis an und  die Grenze  des Machbaren und Möglichen  gefordert. Und entwickeln   manchmal eine innere Stärke und Kraft, von der sie vorher noch nicht einmal ahnten, dass sie sie haben würden. Oder dass Gott sie ihnen, in der Not dann auch geben und schenken würde.

Männer und Frauen, die unermüdlich und treu ihren Ehemann oder ihre Ehefrau oder ihre alten Eltern so lange das irgendwie geht, Zuhause pflegen. Eltern, die  auch die schlimmsten Eskapaden ihrer heranwachsenden Kinder aushalten ,zu ihnen stehen und dann auch noch die Kraft entwickeln, Grenzen zu setzen und ihnen entgegenzutreten.

Es gibt auch unter uns diese Erfahrungen, dass Gott tatsächlich im Schwachen mächtig ist. Dass manche Menschen  tatsächlich vielmehr geschafft haben, als sie sich vorher jemals zugetraut hätten.

Aber zurück zu Paulus: Er schreibt: Gott hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

Es geht ihm also um die Kraft , das Durchhaltevermögen, das Können und Schaffen , das  Gott uns schenken und geben will und  so die feste Überzeugung des Paulus auch geben wird. Eine Kraft und Stärke also, die uns befähigt auch schlimme Zeiten und Situationen auszuhalten und durchzustehen.

 So , wie Paulus das in seinem Leben auch selbst erlebt und erfahren hat.

Eine Glaubensstäke und Zuversicht ,die Paulus erfüllt und befähigt die frohe Botschaft von der Liebe Gottes weiterzutragen und weiterzugeben. Und er ist sich sicher, dass  das nicht allein Menschenwerk ist , sondern dass das in erster Linie das Werk und die Kraft Gottes ist, die unter uns  und in uns Menschen handelt und wirkt. Eine Kraft die uns innerlich zuwächst, wenn wir uns selber kraftlos und hilflos fühlen. Weil Gottes Kraft in den Schwachen mächtig ist.

So, wie das schon Jesus Christus das zeigt.  

Der zu Beginn seines Lebens genauso hilflos und schwach war, wie wir alle. Und der dann erst recht hilflos und ohnmächtig war, als er am Kreuz hingerichtet wurde und starb.

Aber die Bibel erzählt auch, dass Gott genau dort wirksam ist,  Wo nach menschlichem Ermessen alles zu Ende ist . Dass Jesus in der allergrößten Traurigkeit, Ohnmacht und Schwäche die haltende Nähe und Liebe Gottes gespürt und erfahren hat. Dass er nach der schlimmen Erfahrung  der Gottverlassenheit und Gottesferne am Ende dann eben doch das  Gefühl hatte, im Leben, Sterben und Tod und über den Tod noch  hinaus bei Gott geborgen und gut aufgehoben zu sein. Sodas er am Ende voller Vertrauen sagen konnte:
Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist.

Am Kreuz, zum Zeitpunkt seiner größten Ohnmacht und Schwäche hat Jesus erfahren, dass Gott dem schwachen und ohnmächtigen Menschen nah ist und nah kommt, an ihm handelt und in ihm wirkt. Sodass neue Hoffnung und Zuversicht wach werden kann und das Vertrauen wächst, dass wir   niemals tiefer fallen können , als in Gottes Hand ,der uns auffängt und hält , von dem wir auch mitten im  Leben             gehalten und auch getragen sind. Weil Gottes Kraft in den Schwachen mächtig ist und er uns immer wieder neue Möglichkeiten und Perspektiven zum Leben eröffnet.

Darum ist für Paulus ganz klar, dass Gott immer ganz nah ist  und da ist, wenn Menschen leiden.

Dass es Sinn macht auf Gott zu hoffen und ihm zu Vertrauen, wenn alle menschlichen Möglichkeiten und Sicherheiten fallen. Darum konnte Paulus auch schreiben: „Darum will ich mich am allerliebsten meiner Schwachheit rühmen. Damit die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit und in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten, um Christi willen. Denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“  

Und das ganz allein durch Gott, der mir hilft, der in meiner Schwäche an meiner Seite ist, der an mir und in mir handelt und wirkt.

Mögen Sie, liebe Gemeinde und mögen wir alle diese Kraft, Stärke und Liebe Gottes immer wieder erfahren. Und mögen wir merken, dass Gott uns die Kraft gibt, Zeiten der Schwäche  auszuhalten, durchzustehen und zu überwinden.

Amen

 

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Gruß zum letzten Sonntag nach Epiphanias am 28. Januar 2024
von Propst Faehling


Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn, Jesus Christus.

Amen.

2. Kor 4, 6-10

Gott hat einst gesagt: »Aus der Dunkelheit soll ein Licht aufleuchten! «Genauso hat er es in unseren Herzen hell werden lassen. Durch uns sollte das Licht der Erkenntnis aufleuchten: Die Herrlichkeit Gottes sollte sichtbar werden, die uns in Jesus Christus begegnet.

Wir tragen diesen Schatz aber in zerbrechlichen Gefäßen. So soll deutlich werden, dass unsere übergroße Kraft von Gott kommt und nicht aus uns selbst. Wir stehen von allen Seiten unter Druck, aber wir werden nicht erdrückt. Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht. Wir werden verfolgt, aber wir sind nicht im Stich gelassen. Wir werden zu Boden geworfen, aber wir gehen nicht zugrunde. Täglich erleben wir am eigenen Leib etwas von dem Sterben, das Jesus erlitten hat. Denn unser Leib soll auch das Leben zeigen, zu dem Jesus auferstanden ist

Am Montag hatte ich diesen Predigttext gelesen, um mich auf heute vorzubereiten. Gerne gehe ich sozusagen eine Woche lang in der Begleitung eines Predigttextes, um dann am Sonntag aus einem längeren Gedankenweg zu schöpfen.

Und dann hatte ich auf einmal schon am Montagabend eine Predigt.  Schön, dachte ich.

Und am Donnerstagabend habe ich diese erste Predigt zur Seite getan.

Denn am Donnerstag kam die sogenannte ForuM-Studie heraus. Eine von der Evangelischen Kirche in Deutschland, der EKD initiierte Studie unabhängiger Wissenschaftler an mehreren deutschen Unis, die das Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche seit 1946 bis heute erforschen sollte.

Das Ergebnis der Studie ist erschütternd.

Es zeigt uns, dass bundesweit tausende Kinder und Jugendliche tausendfach von kirchlichen Mitarbeitenden, darunter etwa 2/5 Pastoren sexualisierte Gewalt ausgesetzt war – und man muss realistischerweise sagen – auch ist.

Eine Unkultur des Schweigens, der Harmoniesucht, der kirchlichen Machtausübung, eine unzählige Menge von Räumen und Gelegenheiten hat seit 78 Jahren dazu geführt, dass ab einem Durchschnittsalter von etwa 11 Jahren Kinder in Kirche einer Gewalt ausgesetzt waren, die sie nicht verstehen, nicht einordnen und der sie nicht ausweichen konnten. Sie durften nicht darüber reden. Und wenn sie es doch taten, glaubte man ihnen nicht, bagatellisierte man, hatte man Angst vor den Folgen.

So trugen Kinder eine Last, unter der sich ihr Leben ein für alle Mal z.T. bis ins hohe Alter veränderte, und die heute, wo man beginnen kann, davon zu sprechen, schier unablegbar erscheint.

Und mit mir gibt es wirklich viele, die in tiefer Erschütterung für all das um Entschuldigung bitten.

Aber mal ehrlich, wer sollte heute schon so weit sein, all das zu vergeben.

Es ist ja noch nicht einmal alles benannt.

Und so liegt vor uns – so denke ich jetzt – ein langer Weg des Entgegennehmens von Lebensgeschichten. Vor uns liegt unausweichlich, uns der Verantwortung zu stellen, die diese Taten auch selbst dann für uns bedeuten, wenn andere sie getan haben.

Vor uns liegt ein elementarer Kulturwandel heraus aus einer Kirche, die den ehrlichen Blick, die harte Kritik fürchtet; heraus aus einer Kirche, die den Deckmantel des Schweigens so griffbereit hat; die so schnell schützende Zirkel bildet und Schuld verneint, verschiebt, verniedlicht.

Vor uns liegt, eine Kirche zu gestalten, in der Macht geteilt und denen ernsthaft weggenommen wird, die sie missbrauchen.

Vor uns liegt eine Kirche, die sich einer unabhängigen Gesetzgebung des Staates und entsprechenden Tatverfolgungen öffnet, damit Betroffene nicht mehr dorthin gehen und melden müssen, wo ihnen das Unrecht angetan wurde, sondern sich unabhängiger Strafverfolgung anvertrauen können.

Vor uns liegt der Weg in eine Kirche, die mit allerhöchster Sorgfalt darauf achtet, dass die biblische Botschaft nicht manipulativ, nicht als Schutz für das Zerbrechen von Seelen missbraucht werden kann.

Geht es Ihnen auch so?

Ich klinge in meinen eigenen Ohren als wohlmeinend aber auch hilflos, als viel zu schwach gegenüber dem unfassbaren Unrecht, das geschah und geschieht.

Und zugleich denke ich: Und was denn sonst soll ich tun, als neben dem Einstehen für allerenergischste Aufarbeitung einen Rest von Hoffnung bewahren, dass auch im größten Unheil noch von Zukunft die Rede sein darf?!

Sind nicht alle Menschen in lebensbedrohlichen Krisen, Kriegen und Gewaltsituationen darauf angewiesen, dass es jemand gäbe, der zum einen sieht und anerkennt und zugleich gleichsam aus der Ferne sich besinnt auf Gegenwehr, Widerstand, die Hoffnung auf Heilung und Zukunft?!

So will ich das eine tun und das andere auch für möglich halten.

Ich will zum einen der Wahrheit der sexualisierten Gewalt mit offenen Augen und ganzem Herzen Raum geben; und zugleich will ich mit ganzer Kraft die Zustände so verändern, dass es geschützte Räume, verfolgte Taten und eine bessere Zukunft gibt.

Ich vergleiche das, was ich tun will und was ich hoffe vor meinem inneren Auge mit einer Lage, als würde ich mitten in einem Krieg von der Aussicht auf Frieden sprechen.

Auch das ist immer eine waghalsige und brüchige Hoffnung, ohne die wir aber doch nicht leben könnten.

Nun habe ich vermeintlich die ganze Zeit nichts zum Predigttext gesagt.

Aber ich habe die ganze Zeit aus ihm heraus meinen Halt und meine Haltung gefunden, so zu sprechen, wie ich es getan habe, nämlich vom Vertrauen auf Licht, dass aus der Dunkelheit hervorleuchtet und im Bewusstsein, dass wir den Schatz dieser Hoffnung in so zerbrechlichen Gefäßen tragen.

Es wird ein langer Weg für uns als Kirche.

Ich will, dass wir ihn gehen.

Und das ist nichts gegen den unfassbar langen Weg, den die Betroffenen von sexualisierter Gewalt schon gegangen sind und noch gehen müssen.

Gott stehe ihnen und uns bei.

Ich kann nicht anders, als auch jetzt noch darum zu bitten.

 

Amen.

 

 

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Gruß zum 3. Sonntag nach Epiphanias am 21. Januar 2024
von Pastorin Glatthor

 

Liebe Gemeinde,

Es ist Sonntag und wie jede Woche freut sich Katrin schon so darauf in die Kirche zu gehen. Katrin ist Anfang 40, hat zwei Kinder, die in die Schule vor Ort gehen und wohnt mit ihrer Frau keine zwei Straßen von der Kirche entfernt. Als sie die Tür des Kirchraums öffnet, hört sie die anderen schon durch die Zwischentür. Viele vertraute Stimmen, die durcheinanderreden, kaum ein Wort ist konkret auszumachen – was vielleicht auch am Gurgeln der Kaffeemaschine oder dem rauschenden Wasserkochen in der Ecke liegen könnte. Der Teil mit dem Schnack über Gott und die Welt ist also wohl noch nicht ganz vorbei, denkt sie und schaut auf die Uhr. Ist ja auch erst 5 vor 4. Der Musikteil hat also noch gar nicht begonnen. Puh, doch noch pünktlich. Und ihren Liedwunsch hatte sie auch rechtzeitig auf der Wunschliste hochgeladen, damit nachher alle den Text haben. Dann kann heute ja nichts mehr schiefgehen. Als sie in den Kirchraum kommt, haben sich einige schon ihre Stühle und Decken geholt. Freundlich winkt sie der Pastorin zu, die noch ganz ins Gespräch vertieft zu sein scheint und lädt sich den heutigen Bibeltext aufs Handy. Heute lieg ich glaub ich hier, denkt sich Katrin, als sie ihre Decke neben dem Altar ausbreitet. Zum Tanzen aufstehen kann sie schließlich nachher immer noch. Kurz bevor sie die Augen schließt sieht sie noch Norbert hinten in der Ecke. Da er mit niemandem redet, hat er wohl wieder seine Ohrstöpsel drin. Beim letzten Mal hat er geweint. Ist mit seiner Trennung ja auch noch gar nicht so lange her. Und wo, wenn nicht hier ist der richtige Ort dafür- Vielleicht hatten sie ja nachher noch Lust auf ein Gespräch. Mit dem Wechsel vom roten auf das blaue Licht beginnt der Musikteil, woraufhin noch einige hineinströmen, andere schon nach Hause gehen, doch das sieht Katrin durch die geschlossenen Augen natürlich nicht. Entspannt liegt sie da und hört auf den Bibeltext, der vor jedem Gottesdienstteil nochmal vorgelesen wird.

Es bat ihn aber einer der Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging hinein in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch. 37Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin. Als die vernahm, dass er zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, brachte sie ein Alabastergefäß mit Salböl 38und trat von hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu netzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl. 39Da aber das der Pharisäer sah, der ihn eingeladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin. 40Jesus antwortete und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister, sag es! 41Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig. 42Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er’s beiden. Wer von ihnen wird ihn mehr lieben? 43Simon antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er mehr geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt.4 4Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen genetzt und mit ihren Haaren getrocknet. 45Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. 46Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. 47Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. 48 Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben. 49Da fingen die an, die mit zu Tisch saßen, und sprachen bei sich selbst: Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt? 50Er aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden! (Lukas 7,36-50)

Dann erklingen die ersten Töne. Heute kommen sie live von einer Geige „Am Fenster“ von City stand online im Plan. Kennt sie gar nicht, aber irgendwie berührt das, wenn es so pur durch das alte Gebäude hallt. Ob bei dem Essen Jesu wohl auch Musik gespielt hat, während die Frau weinte? Zu diesem Lied könnte ich jedenfalls auch weinen. Spannend, wie das, was die Leute sich so an Musik wünschen, den Bibeltext nachwirken lässt. Was es doch in Gottes Welt für wunderschöne Sachen gibt. Zu „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ setzt sich Katrin auf – singt sich so einfach besser, auch wenn das nicht alle so zu sehen scheinen. Und dann kommt endlich ihr Wunschlied: „Wovon sollen wir träumen“ von Frida Gold. So oft hatte sie das Lied mit ihrer Schwester gehört und dazu waren sie durch die Küche getanzt. Und als sie es neulich im Radio hörte, wusste sie, das ist das richtige Lied für Sonntag. Da war sie ihrer Schwester nochmal ganz nah, ließ Gott sie nochmal aus der Ewigkeit herübergrüßen. Und so fühlte es sich tatsächlich an, als sie jetzt auf ihrer Decke tanzte. Barfuß und mit geschlossenen Augen, die Arme nach oben ausgestreckt, ganz in ihr Lied vertieft. Ich bin da, Gott. Hier bin ich. Danke, dass ich vor dir sein kann, wie ich bin. Amen.

An diesem Wochenende hat unser Kirchengemeinderat eine Klausur abgehalten. Wir haben uns damit beschäftigt, was wir für Träume und Wünsche für unsere Gemeinde haben, was wir als KGR in dieser Wahlperiode gerne gemeinsam anpacken wollen. Dabei ist uns aufgefallen, dass wir schon viele tolle Veranstaltungen und Gottesdienstformate in unserer Gemeinde haben. Diese Andacht war als Anregung gedacht – vielleicht auch eine Idee für ein Gottesdienstformat?! Genauso kann diese Andacht für jede und jeden von uns sein. Gott bewegt mich und dich und uns. Wir können uns davon bewegen lassen.

 

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Gruß zum 2. Sonntag nach Epiphanias am 14. Januar 2024
von Pastorin Karopka

Liebe Gemeinde,
Endhaltestelle der Bergseilbahn. Alle steigen aus, schnüren noch einmal die Schuhe fest zu  – und machen sich auf den Weg. Gut vorbereitet sind die Wanderer – Proviant und warme Kleidung im Gepäck. Der blaue, wolkenlose Himmel gibt schon einmal den Blick auf den höchsten Berg der Gegend frei – Ziel der heutigen Wanderung. Mit leichtem Schritt und gut gelaunt gehen sie los, steigen Höhenmeter um Höhenmeter hinauf. Aber mit jeder Stunde wird es mühsamer. Die Sonne brennt auf der Haut, die Beine spüren die meisten von ihnen inzwischen bei jedem Schritt. Einige bleiben stehen, um den Atem in einen ruhigeren Rhythmus zu bringen. Andere fordern eine Pause ein – aber der Sportlichste der Gruppe ruft ihnen zu: „Kommt, geht weiter. Wir haben es bald geschafft.“ Ja, das Gipfelkreuz ist schon deutlich sichtbar, und doch wissen alle, dass der Weg dorthin noch mit einiger Anstrengung verbunden sein wird. So lächeln sie sich zu, ermutigen sich untereinander, reichen dem anderen die Hand, wenn Hilfe gebraucht wird. Vor ihnen der Gipfel in herrlichem Sommerlicht – mit diesem Ziel vor Augen gehen sie weiter und weiter.                  

Dieses Bild eines Wanderweges entstand in meinem Kopf, als ich den Predigttext für den 2. Sonntag nach Epiphanias las. Auch hier wird von einem Weg gesprochen – vom Glaubensweg. Die Gründung der ersten christlichen Gemeinden liegt lange zurück, die angekündigte Wiederkunft Jesu noch immer nicht geschehen. So kommt es zu Ermüdungserscheinungen der Christen. Und die durchlebten Verfolgungen lassen bei dem einen oder anderen Zweifel aufkommen, ob es nicht doch besser ist, sich wieder einer jüdischen Gemeinde anzuschließen. In diese Situation hinein schreibt der Verfasser des Hebräerbriefes seine Zeilen, die wir im 12. Kapitel lesen: 

»Stärkt die kraftlosen Hände! Lasst die zitternden Knie wieder fest werden!« Bleibt auf dem geraden Weg, damit die Schwachen nicht fallen, sondern neuen Mut fassen und wieder gesund werden. Setzt alles daran, mit jedem Menschen Frieden zu haben und so zu leben, wie es Gott gefällt. Sonst werdet ihr den Herrn niemals sehen.

Klar wird uns vor Augen geführt, wie christlicher Umgang im Miteinander sein soll.  Sich untereinander stärken, aufeinander achten und vor allem friedlich miteinander umgehen, das legt der Verfasser dieser biblischen Zeilen allen nahe, die sie lesen und hören. Es klingt vertraut in unseren Ohren, schon ganz häufig haben wir es gehört. Und doch brauchen wir diese Ermutigung, die Stärkung untereinander jeden Tag wieder neu. Auch in den biblischen Zeilen des Hebräerbriefes wird uns das bewusst gemacht:  

Achtet darauf, dass keiner von euch an Gottes Gnade gleichgültig vorübergeht, damit sich das Böse nicht bei euch breitmacht und die ganze Gemeinde vergiftet. Keiner von euch soll ein unmoralisches Leben führen wie Esau, der Gott den Rücken gekehrt hatte. Für ein Linsengericht verschleuderte er das Vorrecht, als ältester Sohn das Erbe und den besonderen Segen seines Vaters zu erhalten. Später wollte er alles wieder rückgängig machen und flehte seinen Vater unter Tränen um diesen Segen an. Doch da war es zu spät.

Wie ein wolkenloser Himmel an einem lichtdurchfluteten Sommertag legt sich die Gnade Gottes über unser Leben und ist damit zeitloser Begleiter auf unserem Glaubensweg. Es gibt nur eine Bedingung – sie anzunehmen. Esau hatte es einst nicht getan, er hat die Gnade Gottes verachtet, als er seinen Erstgeburtssegen für ein Brot und Linsengericht an seinen jüngeren Bruder Jakob verkaufte. Wenn wir Gottes Gnade annehmen, öffnet sich der Bogen der Zuversicht, leuchtet immer wieder Hoffnung ins Leben. Sie will zu jeder Zeit unser Denken, unser Vertrauen, unser Handeln in Gottes Sinne bestimmen.     

Der Verfasser der biblischen Zeilen im Hebräerbrief greift noch auf ein weiteres Ereignis in der Vergangenheit zurück – auf das Ankommen des Volkes Israel am Berg Sinai. So schreibt er:            

Ihr habt noch Größeres erlebt als damals die Israeliten. Der Berg Sinai, zu dem sie gekommen waren, war ein irdischer Berg. Sie sahen ihn im Feuer lodern, als Mose von Gott die Gebote erhielt. Dann wurde es finster wie in der Nacht, ein Sturm brach los.

Ihr dagegen seid zum himmlischen Berg Zion gekommen und in die Stadt des lebendigen Gottes.

In der Wandergruppe wird sich untereinander mit mutmachenden Worten gestärkt, aber irgendwann brauchen dann doch alle eine Pause – selten schmeckt ein Käsebrötchen und heißer Kaffee aus der Thermoskanne so gut wie nach mühsamen Wanderstunden mit Blick in die Weite. „Seht mal, was wir schon alles geschafft haben“, sagt einer und zeigt auf die ersten, schon überwanderten Hügel. Und dann schauen alle auf den Gipfel – mittendrin sind Sie schon auf dem Weg dorthin. Noch nicht am Ziel, doch vor Augen steht Ihnen schon alles. Und jede Anstrengung lohnt sich, dort anzukommen. Gemeinsam mit gegenseitiger Hilfe werden Sie es schaffen – Zuversicht und Vorfreude bestimmen die Gedanken, als sie wieder aufbrechen.

Auf unserem Glaubensweg ist es ähnlich: Auf viele Vorbilder dürfen wir blicken, die biblischen Geschichten mit den Erfahrungen anderer im Glauben und mit Gott dürfen wir lesen und die Erinnerung an die Zusage Gottes steht: Du bist mein geliebtes Kind. Manchmal ist es trotzdem mühsam, auf dem Weg mit Gott zu bleiben. Manchmal kommen uns Zweifel, wir hören von Krieg und Zerstörung und werden mutlos beim Gebet. Aber am Ende der Zeit ist etwas ganz Großes verheißen. So schreibt der Verfasser des Hebräerbriefes:

Das ist das himmlische Jerusalem, wo ihr Gott zusammen mit seinen vielen tausend Engeln bei einem großen Fest anbetet. Ihr gehört zu seinen Kindern, die er besonders gesegnet hat und deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Ihr habt eure Zuflucht zu Gott genommen, der alle Menschen richten wird. Ihr gehört zu derselben großen Gemeinde wie alle diese Vorbilder des Glaubens, die bereits am Ziel sind und Gottes Anerkennung gefunden haben. Ja, ihr seid zu Jesus selbst gekommen, der als Vermittler zwischen Gott und uns Menschen den neuen Bund in Kraft gesetzt hat.

In der Kirche in Prohn (bei Stralsund), wo ich viele Jahre Pastorin war, gibt es ein wunderschönes Glasfenster genau hinter dem Altar. Maria hat den neugeborenen Jesus auf dem Arm und sitzt vor Bauten, die das himmlische Jerusalem darstellen sollen. Wenn das Licht auf die vielen, kleinen Glasmosaiksteine fällt, schimmern die Bauwerke des himmlischen Jerusalems in gelben Farbtönen, was auf die Farbe Gold hindeuten soll. Oft habe ich vor diesem Glasfenster gestanden – in dem alles festgehalten ist, was im Leben eines Christen wichtig ist: die Geburt Jesu, mit dem wir am Ende der Zeit im himmlischen Jerusalem sind. Damit sehen wir zurück – und voraus – bei all dem noch mittendrin im Leben, für das uns Gott immer die nötige Stärkung geben möchte. Amen.

 

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Gruß zum 1. Sonntag nach Epiphanias am 07. Januar 2024
von Pastorin Parra

 

Liebe Gemeinde,

ob „driving home for Christmas“, der erste Besuch bei Tochters neuer Familie oder Silvester bei Freunden in Berlin mit Party am Brandenburger Tor, wir reisen viel in diesen Tagen um den Jahreswechsel. Wir sind zu Gast oder empfangen Gäste, begegnen einander. Zum heutigen Epiphaniasfest hören wir Geschichten von Begegnungen, die lange zurück liegen und uns doch heute noch etwas zu sagen haben: Die Weisen aus dem Morgenland waren nicht die ersten, die sich auf den Weg machten. Schon lange zuvor war es üblich, einem neuen König die Aufwartung zu machen und wertvolle Geschenke zu bringen. So reiste auch die Königin von Saba, das wohl im heutigen Jemen oder in Äthiopien lag, im 10. Jahrhundert vor Christus an den Hof Salomos, wie unser Predigttext aus dem 1. Buch der Könige berichtet:

Als die Königin von Saba von Salomos Reichtum und Weisheit  hörte, da kam sie zu ihm, um ihn mit Rätselaufgaben zu prüfen. Ein riesiges Gefolge brachte sie mit. Außerdem viele Kamele mit Balsamölen, Gold und Edelsteinen beladen. Sie stellte ihm alle Fragen, die sie sich vorgenommen hatte. Und der König konnte ihr auf alles eine Antwort geben.

Angesichts all der Weisheit Salomos, des Tempel, der vornehmen Speisen, des Hofstaates und der Brandopfer stockte der fremden Herrscherin der Atem: „Es ist wahr, was ich in meinem Lande gehört habe von deinen Taten und von deiner Weisheit. Und ich hab’s nicht glauben wollen, bis ich gekommen bin und es mit eigenen Augen gesehen habe. Und dabei hat man mir nicht einmal die Hälfte gesagt. Du hast mehr Weisheit und Güter, als alle Gerüchte behaupten.“ Und sie lobte den Gott Salomos dafür, dass er ihn zum König gemacht hatte, damit dieser Recht und Gerechtigkeit schaffen konnte.

Sie schenkte Salomo all das Gold, die Edelsteine und das Balsamöl, das sie mitgebracht hatte. Mehr als jemals wieder ins Land kommen sollte. Er bekam auch Sandelholz und ließ daraus Schnitzarbeiten für den Tempel und Harfen und Zithern für die Sänger anfertigen.

Und König Salomo gab der Königin von Saba alles, was ihr gefiel und was sie erbat, außer dem, was er ihr von sich aus gab. Am Ende kehrt die Königin mit ihrem Gefolge in ihr Land zurück. (nach 1. Kön 10,1-13)

Um diese Begegnung ranken sich viele Sagen. Was genau verband die beiden? Kluge Gedankenspiele? ein Austausch über Staatsgeheimnisse? Dichtkunst und Musik von Zither und Harfe? vielleicht auch eine erotische Beziehung? Der König Salomo soll bei den Frauen sehr beliebt gewesen sein. Manche behaupten, er habe das Hohelied für die Königin von Saba geschrieben.

Eins ist sicher: Beide Seiten hat dieser Austausch sehr bereichert, auch im materiellen Sinne. Kein Besuch ohne Mitbringsel, nicht nur zur Weihnachtszeit. Bis heute ist es unter Herrschern üblich, Gastgeschenke mitzubringen und damit den eigenen Reichtum, das Wohlwollen und die Ehrerbietung gegenüber dem besuchten auszudrücken. Die Königin von Saba hat sich diesbezüglich gut vorbereitet. Sie bringt Gold, Edelsteine und Balsamöle, vielleicht auch duftend nach Weihrauch und Myrre. Aber sie prüft zunächst mit ihren vorbereiteten Rätselfragen, ob der fremde König diese wertvollen Gaben auch verdient hat. Das hat er! In jeder Hinsicht beeindruckt überreicht sie alle ihre Gastgeschenke und auch Salomo erfüllt ihr alle Wünsche. Nicht nur das: Er schenkt ihr aus eigenem Antrieb Dinge, die ihm wichtig sind. Für mich klingt das nicht nur nach einem Ritual unter Herrschern, sondern nach einem persönlichen Interesse am andern und dem Wunsch sie oder ihn an der eigenen Welt teilhaben zu lassen. Echte Geschenke eben, mit denen man immer auch ein Stück von sich selbst gibt.

Sogar Gottesdienst haben die beiden anscheinend zusammen gefeiert. Sie waren im Tempel und haben Salomos Gott Opfer dargebracht. Die fremde Königin lobt diesen Gott dafür, dass er durch Salomo Recht und Gerechtigkeit schafft. Sie sind zusammen vor dem Angesicht Gottes.

Sie, liebe Gemeinde, haben sich heute auch auf den Weg gemacht: hier zu uns in die Stadtkirche. Vielleicht sind auch Sie mit Fragen gekommen. Oder mit der Erwartung, irgendwie bereichert und beschenkt zu werden. Bei einer Predigt ist das manchmal Glückssache: Den einen erreicht sie, für die andere ist vielleicht auch gar nichts dabei. Die Kommunikation ist jedenfalls eine ziemliche Einbahnstraße. So möchten wir Sie und Euch einladen, jetzt untereinander ins Gespräch zu kommen. Fragen Sie doch Ihren Banknachbarn einmal das, was Sie schon immer wissen wollten. Zum Beispiel:

  • Was ist in 2024 das Wichtigste - für diese Welt/Für Sie persönlich?
  • Macht Ihnen der Klimawandel Angst? Wie gehen Sie mit dieser Angst um?
  • Was können wir hier in Preetz für den Weltfrieden tun?
  • Was macht Sie froh?

Nehmen Sie sich gern einen Moment Zeit für diesen Austausch und empfinden Sie vielleicht auch, dass er Teil unseres Gottesdienstes ist, also gewissermaßen vor dem Angesicht Gottes stattfindet. Wer diese Predigt zu Hause liest, ist herzlich eingeladen, sich dort eine/n Gesprächspartner/in zu suchen und/oder mit mir per Mail in einen Austausch zu kommen....(Gespräch/Austausch)

Falls Sie noch mittendrin sind: Wir laden Sie herzlich ein, heute nach dem Gottesdienst auf einen Kaffee oder Punsch zu bleiben und den Austausch fortzusetzen, bevor Sie hoffentlich wie die Königin von Saba am Ende reicher nach Hause zurückkehren als sie aufgebrochen sind. Sie hatte nämlich neben den materiellen Geschenken des Königs auch viele neue Eindrücke und Gedanken im Gepäck.

Mich erinnert gerade dieser Rückweg der Königin von Saba an die Weisen aus dem Morgenland, von denen unser Evangelium zum Epiphaniasfest erzählt. Was die Begegnungen unterscheidet: Die Weisen trafen Gott selbst, der Mensch wurde. Sie haben erkannt: Gott hat sich aufgemacht zu den Menschen, weil sie ihm so wichtig sind, und ihr Schicksal ihn zutiefst bewegt. Er ist gekommen, weil an seinem Kommen ihr Heil hängt. Darum beteten sie das Kind an. Am Ende gingen sie selbst reich beschenkt an Einsicht auf einem anderen Weg nach Hause. Die Begegnung mit dem Morgenstern, dem Kind, in dem Gott sich selbst schenkt, hat sie von Grund auf verändert. Sie spüren, dass sie selbst Gottes über alles geliebte Kinder sind.

Die Zeit, in der Menschen dem irdischen Jesus begegnen konnten und Anbetung und zwischenmenschlicher Austausch gewissermaßen in eins fielen, ist ja nun lange vergangen. Darum finde ich es schön, dass mit der Geschichte von Salomo und der Königin von Saba neben der Begegnung der Weisen mit dem göttlichen Kind die Begegnung zweier ganz und gar irdischer Menschen steht.

Unser Predigttext macht deutlich: Wo immer eine echte Begegnung mit Interesse und Wertschätzung stattfindet, wo echter Austausch passiert, da kommt man anders von dem Besuch zurück als man losgegangen ist und lässt den anderen anders zurück. In solchen Begegnungen blitzt auch etwas davon auf, was wir Gott bedeuten – jeder einzelne Mensch auf ganz eigene Weise. Wer ein Gespür dafür entwickelt, kann diese Begegnungen von anderen unterscheiden, die ausschließlich egoistischen Interessen dienen. Der König Herodes z.B. interessierte sich für die Weisen nur, weil er seine eigene Herrschaft mit allen Mitteln sichern wollte. In jedem Menschen steckt aber das Potential dazu, anderen wirklich zu begegnen. Daran erinnert uns Gott, der den Weisen im Kind in der Krippe als Mensch begegnete.

Wir können Gottes unbedingte Zuwendung zu uns spüren, indem wir, seine geliebten Kinder, einander wirklich begegnen und uns von diesen Begegnungen anrühren, bewegen und beschenken lassen.

Ich wünsche Ihnen viele segensreiche Begegnungen in 2024!

Ihre Pastorin Ute Parra

 

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Gruß zum Altjahrsabend am 31. Dezember 2023
von Pastor Kroglowski

Liebe Gemeinde,

1 Alles hat seine Zeit, und alles Geschehen unter dem Himmel hat seine Stunde:
2 geboren werden hat seine Zeit und Sterben hat seine Zeit; Pflanzen hat seine Zeit und Ausrotten, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
3 Töten hat seine Zeit und Heilen hat seine Zeit, Abbrechen hat seine Zeit und Aufbauen hat seine Zeit,
4 Weinen hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit; Klagen hat seine Zeit und Tanzen hat seine Zeit;
11 Er aber tut alles vortrefflich zu seiner Zeit, auch die Ewigkeit hat er in ihr Herz gelegt; und doch kann der Mensch das Werk, das Gott tut, nicht ergründen, weder Anfang noch Ende.

Ein Jahr geht zu Ende. Jeder von uns hat viel erlebt. Jahreswechsel, Sylvester auch immer Zeit um ein wenig Bilanz zu ziehen. Vieles hatte da seine Zeit. Lachen und Weinen. Tanzen und Freude. Vielleicht gehörten Abschiede dazu, neues Leben wurde geboren. Einiges ist uns gelungen, manche Dinge konnten wir nicht ändern. So fallen unsere Jahresrückblicke unterschiedlich aus. Das Glas ist für den einen halb voll, für den anderen halb leer.
Wie auch immer. Da ist der Prediger ganz nüchtern. Er ist am Ende seines Lebens angekommen und auch ans Ende seiner Illusionen. Der Prediger sagt: Alles hat seine Zeit - und auch das Gegenteil von allem. Zum einen sind wir selber dafür verantwortlich durch das, was wir tun oder wie wir es tun oder nicht tun. Zum anderen sind wir aber auch in Größeres hineingenommen und Dingen ausgesetzt, die wir nicht oder kaum beeinflussen können. Das ist normal so! Zeiten ändern sich! Und wenn Zeiten kommen, auf die wir nicht so programmiert waren oder wenn sie anders kommen, als wir sie programmiert haben, dann müssen wir schauen und unterscheiden, ob wir die Dinge ändern können oder ob wir unsere Haltung zu den Dingen ändern müssen.

Lass dir nicht weiß machen und lebe doch nicht in dem Wahn, in der Illusion, als gäbe es immer nur geboren werden und pflanzen und heilen und aufbauen und lachen und tanzen und sammeln und umarmen und bekommen und behalten und Liebe und Frieden. Nein, es gibt auch den Tod, das Ausrotten, Abbrüche und Zusammenbrüche, Weinen, Klagen, es gibt Verluste und Trennungen, es gibt das Schweigen, wo man keine Worte hat oder wo sie nur unangebracht wären, es gibt leider auch Streit und Hass und sogar Kriege. Denk nicht, dass Arbeit immer nur Spaß macht und nur Gewinn bringt und der Gewinn für immer bleibt. Freu dich an dem, was gut ist, genieße es, tu dir selber auch was Gutes, lebe nicht nur, um zu arbeiten, sondern genieße die Früchte der Arbeit, sieh das Gute in deiner Arbeit, freu dich an Essen und Trinken, das sind Gaben Gottes und lass dich immer wieder ermutigen. Das ist nichts Verbotenes! Das Leben ist eine Gabe Gottes und an allem Positiven dürfen wir uns freuen.
Und das Starke: Gott hat auch die Ewigkeit in das Herz der Menschen gelegt! Wer auf sein Herz hört, ahnt und weiß: Das hier kann nicht alles sein! Unser ständiges Vorwärtsstreben, unsere Suche nach Vervollkommnung verdanken wir letztlich unserer Sehnsucht nach Gottes vollkommener Ewigkeit, die in uns angelegt ist. Das Buch Prediger: Ein Ruf zur Nüchternheit. Jahreswechsel: Die Zeiten wechseln. Und einmal kommt der große Wechsel, wo die Zeit von der Ewigkeit abgelöst wird. Gott ist da. Auch wenn du Sein großes Tun nicht verstehst, kannst du dich in deinem kleinen Alltag auf IHN verlassen, egal, was für Zeiten kommen.

Ein gesegnetes Neues Jahr 2024, wünscht Ihr / Euer Pastor Lars Kroglowski


 

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Gruß zum 4. Advent/Heiligabend am 24. Dezember 2023
von Pastorin Parra

 

Liebe Gemeinde,
Lk 2, 1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Beate ist glücklich. Da sitzt sie nun mitten in einem Haufen Geschenkpapier und Kekskrümel auf der Couch. Die Gäste sind weg. Ihr Mann bringt gerade noch ihre Mutter zurück ins Seniorenheim. Sie hat alles Licht ausgemacht, nur der Tannenbaum leuchtet.
Irgendwie war das ein ganz besonderer Heiligabend. Aber was war eigentlich das Besondere? Wenn man es mal genau nimmt, ist doch so einiges schiefgegangen: Das Paket von Amazon mit dem Bildband für ihren Mann hatte der aus Versehen selbst geöffnet. Der Baum ist eher kläglich, weil sie wieder zu spät losgefahren sind, einen zu kaufen und dann sind auch noch die Würstchen geplatzt. Aber das nur, weil sie ganz plötzlich unerwarteten Besuch bekommen hatten: Ihre Nichte hatte mit dem Baby, der kleinen Joy, reingeschaut. Eigentlich wollte sie zu Beates Schwester, ihrer Mutter, aber weil es auf dem Weg lag, kam sie sich doch kurz persönlich für das Weihnachtspaket bedanken. Und Beates Mutter durfte ihr Urenkelkind auf den Schoß nehmen. Da sah sie gleich 20 Jahre jünger aus. Alle hatten die Würstchen bei dem Anblick vergessen.
Genau, dies Bild in ihrem Kopf ist es, das Beate noch jetzt glücklich macht. Ihr Blick wandert zu der kleinen Holzkrippe unter dem Baum: „Das Kind, das froh macht.“ Alle Figuren stehen um das Kind herum und die Gesichter strahlen. Maria und Josef, die Hirten, die weisen Männer…Nur das Kind zählt für sie. Alles andere lassen sie stehen.
Beate fallen wieder die Würstchen ein, die ihr heute geplatzt sind. Das Kind war wichtiger. Aber ihre Großnichte, denkt sie, ist doch eigentlich nur ein ganz gewöhnliches Baby. An Weihnachten sollte es doch um Größeres gehen. Um Gott, der Mensch wird. Das ist es doch, wovon die Engel reden und weswegen alles andere plötzlich unwichtig ist.  

Lk 2, 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Beates Blick wandert zu der Engelfigur. Sie gehört nicht zur Krippe, sondern thront oben auf der Weihnachtsbaumspitze, von Tüll und Gold umhüllt mit einem handbemalten, ernst-verklärten Porzellangesicht. Beate war immer mehr für den Stern als Tannenbaumspitze gewesen, aber ihre Mutter liebte den Engel, weil er seit ihren Kindertagen da oben über alle wachte. Gerade in diesem Jahr hatte ihre Mutter immer wieder zu ihm geschaut. „Fürchtet euch nicht!“ sagt der Engel. Ihre Mutter fürchtet sich, das weiß Beate.
Man hat bei ihr Demenz diagnostiziert und sie hat oft das Gefühl, dass ihr alles entgleitet.
Wenn Beate ehrlich ist, fürchtet sie sich auch: Sie fürchtet, dass ihre Mutter ihr immer fremder wird, dass sie irgendwann stirbt und dann nicht mehr da ist.
Kinder werden geboren, Menschen bekriegen einander, beuten ihre Umwelt aus, werden krank, leiden und sterben. Die Welt ist doch irgendwie dieselbe geblieben. Ist ihr kleines Glück in diesem Moment nicht viel zu unbedeutend, als dass der Engel darüber so große Worte machen sollte? Beate steht von der Couch auf, blickt dem Engel streng ins ernste Gesicht und fragt: „Warum sollen wir uns nicht fürchten?“ und nach einer Pause: „Warum dürfen wir uns freuen?“

Lk 2,15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.

Der Engel bleibt stumm. Es ist ja auch bloß eine Porzellanfigur. Beate stellt sich vor, wie ihre Mutter als Kind jedes Jahr ein Stück gewachsen ist und dem Gesicht des Engels näherkam. So als ob man dem Geheimnis von Weihnachten auf dem Grund geht. Und gleichzeitig ist in der großen weiten Welt Krieg gewesen. Sie denkt: Frieden auf Erden– pah!
Die Hirten damals haben es geglaubt und überall weitererzählt, nachdem sie das Kind gesehen hatten. Ihr Leben wird sich objektiv gesehen danach wenig geändert haben. Sie waren weiter von denen abhängig, deren Schafe sie hüteten, mussten weiter Armut und Ausbeutung ertragen und nun sind sie lange tot.
Aber: Die Hirten haben geglaubt. Sie haben sich von der Freude anstecken lassen. Manche von den jüngeren Hirten sind vielleicht später Jesus nachgefolgt. Sie sind sicher auch miteinander anders umgegangen und haben sich nicht mehr so gefürchtet, auch nicht vor dem Tod. Immanuel, Gott mit ihnen, war ja da.
Wie soll man denn anfangen, Frieden zu machen, wenn man nicht daran glaubt, dass das Unmögliche möglich wird. Dass Gott mittendrin ist – Im Leid wie im Glück.
Der Engel sagt immer noch nichts aber blickt sie aus seinen Porzellanaugen ganz fest an als wollte er sagen: Du hast es doch heute selbst erlebt!

Lk 2,17 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Und dann fällt ihr auf: Ihre Großnichte Joy ist nicht „bloß ein Baby“ Wie sie so auf dem Schoß ihrer Uroma gelegen hat, da sah man genau: Sie ist ein Wunderwerk, ein „Ebenbild Gottes“. So wie jedes Baby. „Auch ich, damals vor nun fast 60 Jahren…Ach was, heute noch!“ Das wird Beate auf einmal klar. Wie gut, dass Gott uns an Weihnachten daran erinnert dass jeder Mensch ein Wunder ist, in dem er selbst Mensch wird – aus Liebe zu uns Wunderwerken.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest mit vielen glücklichen
und besinnlichen Momenten!
Ihre und Eure Pastorin Ute Parra

 

 

 

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Gruß zum 3. Advent am 17. Dezember 2023
von Pastorin Parra

 

Am 3. Sonntag im Advent wird in manchen Gemeinden eine pinke Kerze angezündet. Als Zeichen der Vorfreude auf Weihnachten.

Liebe Gemeinde,
Weihnachten kommt dies Jahr gefühlt noch schneller, denn der 4. Advent ist auch schon gleich Heiligabend. Das bedeutet unter anderem: Eine Woche weniger Zeit, Adventslieder zu singen. Darum laden wir heute am 3. Advent noch einmal besonders dazu ein. Wir tun es dem alten Zacharias gleich, dem Vater von Johannes dem Täufer. Er, hatte nicht glauben können, dass er und seine Frau in so hohem Alter noch Eltern werden sollten. Die Worte des Engels, die ihm das Monate zuvor verhießen, hatte er wohl gehört, aber sie drangen nicht in sein Herz und noch weniger über seine Lippen. Seit ihm der Engel damals erschienen war hatte es ihm die Stimme verschlagen und er war stumm geworden. Doch als er von der Geburt seines Sohnes erfuhr, begann er zu singen:
 
„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er ist seinem Volk zu Hilfe gekommen
und hat es erlöst.
Er hat uns einen starken Retter gesandt,
einen Nachkommen seines Dieners David.
So hat Gott es von jeher angekündigt
durch den Mund seiner heiligen Propheten –
Dann können wir ohne Angst Gott dienen
unser Leben lang – in seiner Gegenwart
als Menschen, die heilig und gerecht sind…

Und du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden.
Du wirst dem Herrn vorangehen
und den Weg für ihn bereit machen….
Unser Gott hat ein Herz voll Erbarmen.
Darum kommt uns das Licht aus der Höhe zur Hilfe. Es leuchtet denen, die im Dunkel und im Schatten des Todes leben.
Es lenkt unsere Füße auf den Weg des Friedens.“     (Lk 1,67ff)

Der 3. Sonntag im Advent ist geprägt von dieser hellen Freude des Zacharias, der einfach nicht anders kann, als laut zu jubeln: Gott kommt! Er kommt mitten in unsere finstere Welt und leuchtet denen, die im Schatten des Todes leben. Und er lenkt unsere Füße auf den Weg des Friedens! Wie sehr wünschen wir uns das auch in diesen Tagen! Wir sehnen uns wohl alle nach einer friedvollen Welt, in der alle Menschen glücklich leben können. In diesen dunkelsten Wintertagen eines Jahres, das uns so viel schlimme Nachrichten gebracht hat, wird diese Sehnsucht besonders groß.
Und darum ist der Advent so wichtig. Die Schatten des Todes sind lang und finster. Um so heller muss das Licht der Hoffnung sein, das uns Menschen überall in der Welt Mut macht, die Dinge zu ändern und für Frieden einzutreten. Nur drei Wochen Zeit im Advent – das bedeutet auch weniger Zeit, dies Licht in uns wachsen zu lassen. Weniger Zeit zum Warten.
Das ritualisierte Warten im Advent gibt dem sich ausbreitenden Lichtschein Raum: Jeden Sonntag eine Kerze mehr. Jeden Sonntag etwas mehr Licht, ganz langsam und Stück für Stück. Und wir selbst sind daran beteiligt, dass es heller wird in der Welt. Während wir warten bereiten wir im Idealfall schonmal alles vor, kommen dem Erwarteten entgegen, genießen die Vorfreude. Die österreichische Lehrerin Maria Ferschl dichtete 1954:

„Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die erste Kerze brennt! Wir sagen euch an eine heilige Zeit. Machet dem Herrn den Weg bereit. Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.

Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die zweite Kerze brennt! So nehmet euch eins um das andere an, wie auch der Herr an uns getan. Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.

Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die dritte Kerze brennt! Nun tragt eurer Güte hellen Schein weit in die dunkle Welt hinein. Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.“

Wer wartet ist aber nicht immer so gelassen wie das Lied es beschreibt. Wer wartet, wartet weil etwas oder jemand fehlt, das oder der vermisst wird, gerät in eine manchmal schwer zu ertragende Anspannung. Schon der verspätete Zug zu einem wichtigen Termin, das noch nicht fertige Mittagessen nach einem langen Schultag oder die noch ausstehende Antwort auf einen Liebesbrief können mittelgroße Krisen auslösen. Um wieviel mehr die Düsternisse und Schrecken dieser Welt.
1622 schrieb der jesuitische Dichter Friedrich Spee unter dem Eindruck der finsteren Hexenprozesse seiner Zeit das Lied „O Heiland reiß die Himmel auf“ im Anklang an die mittelalterliche Adventsantiphon „Rorate caeli“. Sie benutzt die kraftvollen Bilder des Propheten Jesaja vom Heiland, der als Antwort auf das Sehnen mitten in dieser Welt hervorbricht. Die Melodie schwebt im Dorischen zwischen Moll und Dur - seltsam im Zwischenraum zwischen den Schrecken dieser Welt und ihrer strahlenden Verwandlung:

„O Heiland, reiß die Himmel auf,
herab, herab vom Himmel lauf.
Reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
reiß ab, wo Schloß und Riegel für!

O Gott, ein’ Tau vom Himmel gieß,
im Tau herab, o Heiland, fließ!
Ihr Wolken, brecht und regnet aus
den König über Jakobs Haus.

O Erd’, schlag aus, schlag aus, o Erd’,
daß Berg und Tal grün alles werd’!
O Erd’, herfür dies Blümlein bring,
o Heiland, aus der Erden spring!

Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
darauf sie all’ ihr’ Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
komm, tröst uns hier im Jammertal!

O klare Sonn’, du schöner Stern,
dich wollten wir anschauen gern.
O Sonn’, geh auf, ohn’ deinen Schein
in Finsternis wir alle sein!“

Und wenn wir so warten und uns sehnen, wenn wir die Zeit dazu finden, kann es uns vielleicht so gehen wie dem alten Zacharias: Das schier unglaubliche wird wahr. Was wir nicht mehr zu hoffen gewagt hatten, öffnet unseren Horizont. Gott ist da – mitten in den Schrecken dieser Welt. Sie wird sich verwandeln und das Dunkel wird hell werden. Hoffen bedeutet, durchs Leben zu gehen, ohne sich mit dem Dunkel abzufinden. So, dass es uns schreckt, aber nicht lähmt, weil wir das Licht ganz fest erwarten und darauf zugehen. Die Vorfreude bleibt: vielleicht sogar wie im mährischen Adventslied im Walzertakt schwingend:

1. Seht, die gute Zeit ist nah,
Gott kommt auf die Erde,
kommt und ist für alle da,
kommt, dass Friede werde.

2. Hirt und König, Groß und Klein,
Kranke und Gesunde,
Arme, Reiche lädt er ein,
freut euch auf die Stunde.

Ihre und Eure Pastorin Ute Parra


Elfchen-Adventsgedichte der KonfirmandInnen:

 
Warten
Zu lange
Ich bin gelangweilt
Aber doch voller Vorfreude
Warten

Hoffen
Froh erwarten
Dass er endlich
In dieser weihnachtlichen Zeit
Ankommt

Hoffnung
Klappt es?
Ich glaube daran
Ich gebe nicht auf
Glauben

Vorfreude
Bald ist
Endlich die Zeit
Fröhlich, glücklich zu sein
Weihnachten

Warten
Sich gedulden
Man hat Sehnsucht
Man freut sich darauf
Geduld

Advent
Der Advent
3 Kerzen brennen
Es wird Zeit
Weihnachten

Advent
Sehr dunkel
Türchen aufmachen
Die Vorfreude auf Heiligabend
Gemütlich

Geschenke
Vorfreude steigt
Ich bin ungeduldig
Jetzt ist die Bescherung
Freude

Warten
Freut Euch
Vier Lichter brennen
Kribbelndes Gefühl im Bauch
Advent
 

P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!

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Gruß zum 2. Advent am 10. Dezember 2023
von Propst Faehling

 

Liebe Gemeinde,

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn, Jesus Christus. Amen.

Die Offenbarung, die Texte in diesem Buch gleichen einem dieser Träume, wie manche sie in Vollmondnächten haben oder in einer aufregenden Zeit, wo man manchmal morgens aufwacht und sich die Augen reibt und kopfschüttelnd noch einmal über das verrückte Zeug nachdenkt, was da nachts im Inneren abgelaufen ist.
Die Offenbarung des Johannes, sie ist so eine Art Traumbuch. Ihre Bilder sind immer ein bisschen bunter als der Rest der Bibel und superscharf und ein bisschen verschwommen zugleich, überzeichnet und seltsam unvollständig zugleich.

Ich picke einige Bilder heraus:
-    Jemand mit gültiger Schlüsselgewalt schließt mir – oder wer ist mit dem Du gemeint – auf; eine Tür, die niemand schließen kann. Weil ich mit meiner kleinen Kraft Gottes Wort bewahrt und seinen Namen nicht verleugnet habe.
-    Aber der mit der Schlüsselgewalt warnt mich auch vor denen, die mich anlügen, mich täuschen, mein Vertrauen zu Gott untergraben wollen.
-    Davor verspricht er mir Schutz und Bewahrung, weil ich geduldig war, trotz der Versuchungen, die überall auf der Erde wirken.
-    Dieser Gott, der zu mir spricht, will bald kommen – vielleicht ist das der berühmte Wimpernschlag bei Gott, der auf der Erde aber tausend und mehr Jahre braucht.
-    Jedenfalls wird mir so etwas wie eine Krone versprochen, und dass ich Pfeiler in Gottes Bau werden soll.
-    Und das macht mich auf Dauer sicher, ich trage Gottes Namen, als wäre ich Teil dieser Vision vom neuen Jerusalem, der Stadt Gottes, die wie ein Himmel erscheint, der schon jetzt beginnt.
-    Ich soll und darf das Hören, was Gottes Geist den Gemeinden sagt – wohl am ehesten mit dem inneren Ohr meiner Seele.

Noch ist der Traum nicht viel klarer geworden, oder?
Und doch – geht es Ihnen auch so? – mein inneres Ohr bleibt an Bildern hängen.
-    Jemand der mir aufschließt
-    Jemand, der mich schützt,
-    Jemand, der mein Vertrauen beantwortet
-    Jemand, der meine Geduld wertschätzt
-    Jemand, der mich sehr wertvoll findet

Wie wache ich auf aus einem solchen Traum?
Verwirrt? Ja, wohl.
Aber auch, als wäre mir warmherzig etwas zugesprochen worden. Als gäbe mir dieser Traum in der Welt, wie sie ist, einen inneren Halt, einen inneren Ton von Wertschätzung und Vertrauen. Als wäre wie in der jüdischen Legende meine Seele in der Nacht zum Himmel aufgestiegen, um morgens gestärkt wieder auf der Erde zu sein.

Ich finde das insgesamt stärkende Bilder vom Aufschließen, Schutz, vom Vertrauen, dass sich lohnt, von einem Platz, an dem meine Geduld mit Zukunft beantwortet wird.

Ich finde das stärkend in einer Zeit, deren Bilder mich und viele andere aufwühlen, beunruhigen, verwirren, empören, ratlos und manchmal auch schlaflos machen und mit dem Gefühl zurücklassen: Meine Kraft sei zu klein für all dies; schon es zu ertragen; erst recht, es zu ändern.

Was ich nicht ändern kann, bekommt für mein Hören durch diese biblischen Worte trotzdem einen Ausblick, als gäbe es Hoffnung.
Wie oft endet mein Blick auf die Nachrichtenlage mit einem Schulterzucken und einem Gefühl von weiter so, man kann nix machen.

Die Bilder der Offenbarung geben mir lauter kleine Bausteine dessen, was ich tun kann:
-    Ich kann mich in meinem Gegenüber zu Gott als Mensch verstehen, dem Räume aufgeschlossen werden, Räume, in denen Gesten, Gebete, kleine Handlungen wichtig sind und nicht sinnlos.
-    Ich kann mich von Gott geschützt fühlen, von dem, der soviel sieht und weiß, geschützt vor dem Gefühl, es habe alles ja doch keinen Zweck. Gott selbst begegnet uns in der Bibel immer wieder als der, der neu anfängt, die kleine Kraft wertschätzt, den ersten Schritt mutig macht.
-    Wenn mir die Welt sagt: Traue niemandem, kann ich als der, dem Gott vertraut, trotzdem immer neu wagen, zu vertrauen, Vertrauen weiterzugeben. Ich kann versuchen, mich nicht runterziehen zu lassen, mich nicht entmutigen zu lassen.
-    Geduld ist im Glauben nicht die Müdigkeit der Ohnmächtigen, sondern die Stärke derer, die darauf bauen, dass die Liebe siegt. Das mag unvernünftig erscheinen. Es ist in Wirklichkeit die einzige Chance, sich nicht in den Spiralen von Angst, Hass und Gewalt zu verlieren.

Ein Text wie ein Traum, und doch habe ich das Gefühl, aus diesem Traum wache ich gestärkt auf und kann der Realität, und zwar der problematischen wirklich begegnen.

Am Ende bleiben die Bilder grausam, die Kriege langandauend, das Böse unausrottbar. Und zugleich bleibt ein geradezu traumhaftes Bild von widerstehender Liebe, von berechtigter Hoffnung, von einem Gott, der mich sieht, bewahrt und mich braucht in dieser Welt, damit ich unbeirrt Vertrauen, Hoffnung und Liebe predige.

Am Ende gibt mir diese Haltung Halt.
Davon will ich erzählen.
Und mit ihr will ich in den neuen Tag gehen.

Amen.

 

 P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!

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Gruß zum 1. Advent am 03. Dezember 2023
von Pastorin Pfeifer

 

Liebe Gemeinde,

O komm, o komm du Morgenstern, lass uns dich schauen, unsern Herrn. Vertreib das Dunkel unsrer Nacht durch deines klaren Lichtes Pracht. Freut euch, freut euch der Herr ist nah. Freut euch und singt Halleluja.

O komm, du Sohn aus Davids Stamm, du Friedensbringer Osterlamm, von Schuld und Knechtschaft mach uns frei und von des Bösen Tyrannei. Freut euch, freut euch, der Herr ist nah, freut euch und singt Halleluja.

Liebe Gemeinde, dieses Lied begleitet mich seit vielen Jahren im Advent. Das erste Mal habe ich von diesem Lied nur die Melodie auf einer Posaune gespielt gehört. Und das hat mich wirklich ergriffen. Die Melancholie dieser Melodie, mehr noch die Sehnsucht die darin erklingt, die aber trotzdem auch etwas Gewisses und sogar etwas Hoffnungsfrohes in sich hat. Jedenfalls klingt das so in meinen Ohren.

 Und dann der Text dieses uralten Liedes aus der Mitte des 19.Jahrhunderts  

So alt und trotzdem hat dieser Text   immer noch nichts von seiner Aktualität verloren. Die innige Bitte: Vertreib das Dunkel unsrer Nacht, durch deines klaren lichtes Pracht, von Schuld und Knechtschaft mach uns frei und von des bösen Tyrannei. So viel Dunkel ringsherum ,immer noch und immer wieder. Wer von uns hätte gedacht, dass ein Despot wie Putin noch immer die Menschen in der Ukraine, aber auch russische Soldaten und ihre Angehörigen ins Unglück stürzt. Dass die Terroristen der Hamas, so viele Menschen überfallen, ermorden und verschleppen würden, sodass nun auch die    palästinensische Bevölkerung unter Krieg und Zerstörung leidet. Wir wissen es längst, dass es durch Terror und   Krieg immer und überall nur Verlierer gibt .Und trotzdem gibt es an vielen Orten immer wieder so viel Unrecht und Unterdrückung und Blutvergießen. So viele Menschen , die ihre Macht und ihren Einfluss missbrauchen und nicht zum Wohl ihrer Mitmenschen einsetzen. Und dabei auch ihre eigene Menschlichkeit verlieren.

In dieser Zeit erleben wir aber auch wieder   die Hilflosigkeit und die Ratlosigkeit bei der Frage wie es überhaupt Gelingen könnte den Krieg mit all seinem Grauen und Unheil zu beenden. So viel Dunkel und Schuld , Knechtschaft und böse Tyrannei um uns herum und manchmal auch mitten unter uns.

Ein altes Sprichwort sagt Not lehrt beten. Manchmal besinnen wir Menschen uns tatsächlich besonders auf Gott, wenn wir mit unsrem eigenen Latein, mit unserem menschlichen Können und Machen am Ende sind. Wenn nichts mehr geht und wir keine Lösung haben und auch keinen Ausweg mehr sehen oder erkennen können.

Gut , wenn wir Menschen uns dann an Gott erinnern und wenigstens zaghaft oder auch nur ein bisschen auf Gott hoffen können. Wenn wir das Vertrauen auf Gott wieder entdecken und wiederfinden. Oder erst langsam und allmählich Vertrauen fassen.

Manchmal geschieht so etwas tatsächlich im Hören auf einen Text oder eine kleine Melodie, ein Lied, das uns an Gott erinnert und uns sogar ganz neu an ihn denken und auf ihn hoffen lässt. Das uns klar macht, dass da eben doch noch eine ganz andere und höhere Macht ist, an die wir uns wenden können. Die unser Dunkel erhellen will mit dem Licht ihrer Liebe. Und die uns in dem Kind in der Krippe an Weihnachten   entgegen kommt und nah sein will, um uns Jahr um Jahr an die Liebe Gotte zu erinnern und uns auch dadurch neue Hoffnung und Zuversicht zu geben. Das Vertrauen, dass Gott uns auch in der größten Not nicht allein lässt. Das Vertrauen, dass wir von seiner Liebe und Güte umgeben gehalten und getragen sind., was auch immer geschieht. Und   dass er will, dass allen Menschen geholfen wird .So wie das der erwachsene Jesus von Nazareth gelehrt und gezeigt hat. Und dass Gott will, dass Menschen in Frieden und Freundschaft und Gerechtigkeit miteinander leben. Daran soll uns das Kind in der Krippe immer wieder erinnern. Freut euch, freut euch der Herr ist nah. Freut euch und singt Halleluja. Ja wirklich, gelobt sie Gott, der uns entgegenkommt und in den Arm nimmt, wie ein guter Vater oder eine liebevolle  Mutter, um uns zu trösten und uns zu tragen oder uns gelegentlich auch mal den Kopf zu waschen, damit wir wieder grade rücken, was  uns daneben und schief gegangen ist.

Das Kind in der Krippe will uns aber auch dazu bringen, gerade das Kleine und Unscheinbare wertzuschätzen und wichtig zu nehmen. Gott kommt ja nicht mächtig und stark, sondern hilflos und klein in diese Welt, um unsere Herzen zu öffnen, sodass sie in dieser Zeit tatsächlich irgendwie weiter und wärmer werden und wir der Liebe Gottes auch wieder mehr Raum und Zeit in unsrem Leben geben.

Aber auch zu erleben, das diese Liebe dann auch in uns wirkt und weiterwirkt, sodass wir sie eben auch an andere Menschen weitergeben können. Und das muss dann auch gar nicht immer groß oder nach menschlichem Ermessen bedeutend sein. Das kann sogar ganz klein sein, wie ein kleines Lächeln, ein freundliches Wort oder ein verschmitzter Blick, der den Moment und den Tag irgendwie froher und heller macht.

Paulus schreibt: Wer den anderen liebt, der hat das Gesetz, die Gebote, den Willen Gottes erfüllt. Und so fasst Paulus denn auch die Gebote der Nächstenliebe in einem Satz zusammen: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Den anderen , wie dich selber lieben und wertschätzen.

Beides gehört wahrscheinlich zusammen, wenn wir es untereinander und miteinander gut haben wollen. Da geht es nicht um Selbstverleugnung oder Selbstaufgabe, auch nicht darum die eignen Bedürfnisse und Wünsche außer Acht zu lasen. Wir dürfen offen sagen, was uns wichtig ist, was für uns geht und auch nicht geht und dazu stehen. Aber es geht eben auch darum, den anderen, seine Wünsche und Bedürfnisse  ganz genauso wahr-und wichtig zu nehmen , manches dann auch so das möglich ist ,zu erfüllen; das Wünschen  und Wollen aber auch immer in einen guten Ausgleich zu bringen , um dann gemeinsam einen guten Weg miteinander zu gehen. In dieser Zeit finde ich besonders schön, dass das Wünschen plötzlich wieder wichtig ist. Dass wir die anderen wieder nach ihren Wünschen fragen- selbst wenn dann solche Sachen wie das neuste Computerspiel, eine Playstation oder ein Plüscheinhorn dabei herauskommen. Es ist doch wunderbar, dass wir uns tatsächlich viel Mühe geben anderen Menschen eine Freude zu machen .Und ihnen damit gleichzeitig zu zeigen, wie gern wir sie haben und wie wichtig sie für uns sind. Und manchmal sind es dann ja auch ganz andere Wünsche, die dann nach und nach deutlich werden, wenn wir uns daran machen unseren eigenen Wünschen und den Wünschen unserer Lieben auf die Spur zu kommen. Wenn wir plötzlich merken und darauf aufmerksam werden, was ihm oder ihr wirklich wichtig ist und Freude macht; ein langer Spaziergang am Ostseestrand, ein Abend zu zweit oder auch eine heiße Suppe, Ruhe und Zeit, um mit einem guten Buch auf dem Sofa zu liegen, zusammen zu spielen oder im Garten ein Feuer zu machen, ein gutes Gespräch zu führen, das anregt und inspiriert oder auch nur still und ganz für sich allein eine Kerze zu entzünden. All das mag klein und unscheinbar wirken, aber das ist eben auch Balsam für die Seele. Und wir haben einen Gott, der auch das Kleine und Unscheinbare schätzt und wichtig nimmt. Und der uns auch dadurch die Kraft gibt dann auch die anstrengenden Seiten unserer Mitmenschen, wenn das möglich ist auszuhalten,   aber auch Probleme anzugehen und nach Möglichkeit   zu lösen. Lieben   ist allerdings gar nicht so einfach, erst recht nicht wenn uns unsere Mitmenschen und sogar unsere allerliebsten Menschen manchmal ganz gehörig auf die Nerven gehen. Da kann einem schon mal der Kragen platzen. Und manchmal tut das sogar ganz gut, weil das dann auch die Kraft hat die dicke Luft zu reinigen .Lieben ist bestimmt nicht immer leicht und kann mitunter sogar ganz schön anstrengend sein. Dabei hat Liebe so unendlich viele Facetten und Gesichter, lieben kann bedeuten sich in Geduld zu üben und dann dieselbe Geschichte auch das 100. Mal zu hören oder schon wieder mal auf den anderen zu warten. Lieben kann aber auch bedeuten handfeste Hilfe zu leisten, die alten Eltern zu pflegen und zu betreuen oder der alten Nachbarin die Einkäufe zu machen. Lieben kann bedeuten sogar noch nach einem langen Arbeitstag die Vokabeln abzufragen

Oder eben auch für die Gemeinschaft und die Gemeinde Tische und Stühle zu rücken oder das Essen vorzubereiten. Liebe hat unendlich viele   unterschiedliche Gesichter. Und bei dem Satz: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst ist ganz bestimmt die eigene Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft aber auch Hilfe in Wort und Tat gefragt –so gut wir das eben können.

Liebe Gemeinde, Liebe und auch der Frieden fängt tatsächlich ganz klein, im eigenen Herzen und Haus an. Wo immer sind können wir uns tatsächlich in der Liebe üben. Wir müssen dabei gar nicht alles schaffen und können, aber kleine Schritte sind eben wichtig und auch gefragt. Mit Gottes Hilfe wird es uns dann in der Gemeinschaft der Völker auch gelingen Frieden zu stiften, zu schaffen und in die Welt zu bringen. Und wir können Gott immer wieder und auch alle miteinander darum bitten.

O komm, o komm du heller Morgenstern, lass dich schauen, unsern Herrn, Vertreib das Dunkel unsrer Nacht durch deines klaren Lichtes Pracht, Von Schuld und Knechtschaft mach uns frei und von des Bösen Tyrannei.

Und vielleicht können wir dann auch jetzt und hier oder zumindest irgendwann auch mit einstimmen in das freudige Lob unseres Gottes: Freut euch, freut euch, der Herr ist nah. Freut euch und singt Halleluja. 

Amen

 

P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!

 

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Donnerstag, 28. 2024:

Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben.
Sprüche 14,34

Jesus ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger. Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt!
Lukas 22,39-40
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